Legendenstatus gefragt: Schumacher, der Werbestar

Greater Noida (dpa) - Mal kurz in Berlin an der mitentworfenen Uhr drehen und ein paar Tage später in Indien ein Hochhaus-Projekt mit dem eigenen Namen vorstellen. Michael Schumacher ist neben seiner Abschiedstournee in der Formel 1 auch auf PR-Tour in eigener Sache unterwegs.

Dass der Rekordweltmeister sich in vier Wochen in die PS-Rente verabschiedet, hat seinen Werbewert vorerst ganz und gar nicht gemindert. „Wir haben in diesem Jahr drei neue Verträge unterschrieben, und alle sind unabhängig von der Formel 1“, sagte seine Managerin Sabine Kehm der Nachrichtenagentur dpa. Dieses Jahr sei in der Tat „sehr ergiebig“ gewesen, was neue Partnerschaften angehe. Gefragt sei dabei immer „der Legendenstatus, den Michael längst erreicht hat, samt der extrem großen Bekanntheit und Unverwechselbarkeit“, erklärte Kehm.

Sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege und 68 Pole Positionen haben Schumacher zu einer solchen Sportikone gemacht, „dass es mittlerweile für sein öffentliches Bild nahezu irrelevant ist, ob er noch aktiv Rennen fährt oder nicht“, pflichtete Marketing-Experte Marcel Cordes. Schumacher ist eine Marke.

Im vergangenen Monat wurde seine Zusammenarbeit mit einem chinesischen Unternehmen vorgestellt, das Navigationssysteme produziert. In der vergangenen Woche düste Schumacher im Privatjet mal eben nach Berlin, um eine noble Uhr mit seinem Namen zu präsentieren. Nicht zu vergessen der Michael Schumacher World Tower. Ein imposantes Hochhaus-Projekt, für das in der ersten Dezemberwoche nahe dem Flughafen von Neu Delhi Baubeginn ist: 60 Prozent der hochpreisigen Appartements sind bereits verkauft.

Schumacher zieht - selbst wenn er sein Drei-Jahres-Comeback voraussichtlich ohne Sieg zu den einmaligen Karriereakten legen muss. „Für Sponsoren war Michael Schumacher seit jeher ein sehr attraktiver Werbepartner“, sagte Cordes. Der Europa-Präsident der Sponsoring-Beratung Repucom Sport+Markt Group erklärte: „Denn er besaß und besitzt ein klares Profil, und dies ist für Unternehmen bei einem Werbepartner am wichtigsten.“

Als Schumachers Rückkehr am 23. Dezember 2009 von Mercedes bestätigt wurde, sorgte das weltweit für Schlagzeilen. In den drei Jahren bei den Silberpfeilen war stets das mediale Augenmerk auf den Rekordchampion gerichtet. Die Frage über seine Zukunft beschäftigte die Formel 1 monatelang. Marketing-Experte Cordes glaubt aber, dass der Verlust des gebürtigen Kerpener gar nicht so schwer ins Gewicht fallen wird für die Königsklasse des Motorsports.

„Die Formel 1 verfügt aktuell über so viele starke Protagonisten, dass sie durch den Rücktritt Michael Schumachers kaum an Wert verliert“, meinte er: „Das war früher mal anders.“ Mit Sebastian Vettel gebe es aber ein neuen Superstar, „der dabei ist, eine Ära zu begründen und die Menschen zu begeistern“.

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