Mercedes feiert Hamilton-Sieg und ersten Teamtitel

Sotschi (dpa) - Nach der historischen Sternstunde floss der Champagner in Strömen, die Mercedes-Mannschaft sang freudetrunken und trug stolz die neuen schwarzen T-Shirts mit der silber-grünen Aufschrift: „World Champion 2014“.

Mercedes feiert Hamilton-Sieg und ersten Teamtitel
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Selbst Nico Rosberg sprach trotz seiner schmerzhaften Niederlage gegen den souveränen Sotschi-Sieger Lewis Hamilton bei der Russland-Premiere von „einem gigantischen Tag für das ganze Team“. Mit dem erstmaligen Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft schrieb Mercedes Formel-1-Geschichte. Hamilton und Rosberg krönten mit ihrem neunten Doppelerfolg in dieser Saison am Sonntag diesen vorzeitig errungenen Triumph.

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„Ich bin so glücklich. Das ist eine unglaubliche Woche“, sagte Hamilton nach seinem vierten Grand-Prix-Sieg in Serie und dem Team-Titel beim ersten Auftritt der Königsklasse des Motorsports in Russland. „Wir haben hier Geschichte geschrieben.“ Rosberg bezeichnete die Konstrukteurswertung als „wichtigste WM“, weshalb er auch „mit einer Hälfte“ mitlachen könne.

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Hamilton siegt vor Rosberg - Mercedes gewinnt Konstrukteurswertung
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Hamilton siegt vor Rosberg - Mercedes gewinnt Konstrukteurswertung

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Eigentlich hatte Rosberg in der Olympiastadt keinen Grund zum Lachen. Der Deutsche ruinierte bei einer ungestümen Attacke gegen den von der Pole-Position losgerasten Hamilton kurz nach dem Start mit rund 300 Stundenkilometern die Reifen und büßte früh seine Siegchance ein. „Klar, das ich enttäuscht bin“, sagte er mit ernster Miene. „Ich ärgere mich natürlich sehr. Ich hätte in Führung gehen können, aber ich habe mich verschätzt.“ Rosberg wurde nach einer bravourösen Aufholjagd am Ende immerhin noch Zweiter, verlor aber weitere wichtige Punkte auf Hamilton.

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Als einer der wenigen im Silberpfeil-Lager wirkte Motorsportchef Toto Wolff nach diesem „guten Tag“ gefasst. Mit einem Sektglas in der Hand versicherte der Österreicher, „die Freude und Erleichterung“ seien groß. „Als Team haben wir einen großen Schritt gemacht.“ Schließlich hatte Mercedes nach seinem Comeback als Werksteam zuvor vier Jahre lang vergeblich um die Konstrukteurs-Krone gekämpft. Und in der Fahrer-WM winkt der nächste Coup: Realistisch beurteilt fällt die Entscheidung hier nur noch zwischen Spitzenreiter Hamilton und dem 17 Zähler zurückliegenden Rosberg.

Hamilton präsentierte sich beim politisch umstrittenen Großen Preis von Russland vor den Augen des verspätet eingetroffenen Präsidenten Wladimir Putin erneut in bestechender und WM-würdiger Form. In dem weitgehend ereignislosen 16. Saisonlauf im „Sochi Autodrom“ drohte ihm, vom Auftakt-Aufreger mit Rosberg abgesehen, zu keinem Zeitpunkt ernsthafte Gefahr. Ungefährdet sicherte sich der 29-Jährige bei spätsommerlichen 23 Grad rund um den Olympiapark nach insgesamt 305,944 Kilometern seinen neunten Saisonsieg. Rosberg sicherte als Zweiter den neunten Doppelerfolg der Silberpfeile in diesem Jahr.

In der WM führt Hamilton nun mit 291 Punkten vor Rosberg (274). Daniel Ricciardo (199) hat als Gesamtdritter angesichts von 92 Punkten Rückstand keine realistischen Titelchancen mehr. Der australische Red-Bull-Pilot kam in Sotschi auf Position sieben. Der bereits entthronte vierfache Champion Sebastian Vettel (Heppenheim/143) fiel nach einem enttäuschenden achten Platz in der Fahrerwertung auf den fünften Rang zurück. Valtteri Bottas ist dank seines starken dritten Platzes im Williams nun WM-Vierter (145).

Kurz vor dem Start drückten die Piloten mit einer Schweigeminute erneut ihre Anteilnahme am Schicksal ihres schwer verunglückten Kollegen Jules Bianchi aus und bildeten einen Kreis. Der Franzose war eine Woche zuvor beim Großen Preis von Japan mit seinem Marussia unter einen Bergungskran gerast. Bianchi hatte sich dabei schwere Kopfverletzungen zugezogen. Nach einer Operation im Krankenhaus in Yokkaichi ringt er weiter um sein Leben. Bianchis Zustand wird als kritisch, aber stabil bezeichnet.

Für Nico Hülkenberg (Emmerich) und Adrian Sutil endete das Russland-Rennen enttäuschend. Force-India-Pilot Hülkenberg verpasste als Zwölfter die Punkteränge. Sutil wurde nur 16. und bleibt damit im Sauber weiterhin ohne Punkte.

Hamilton spulte auf dem 5,848 Kilometer langen Kurs seine Runden präzise wie ein Uhrwerk ab. Ohne unnötiges Risiko und ohne Konkurrenz fuhr er intelligent und nur so schnell wie nötig. Sein mehrere Sekunden zurückliegender Stallrivale Rosberg versuchte vergeblich, durch Rundenbestzeiten am laufenden Band den souveränen Spitzenreiter doch noch zu gefährden. Nach 53 Runden lag Hamilton 13,657 Sekunden vor dem Deutschen, der letztmals am 20. Juli bei seinem Heim-Grand-Prix in Hockenheim gewonnen hat.

Vettel hatte schon durch eine verpatzte Qualifikation die Chancen auf seinen dritten Podestplatz hintereinander eingespielt. Als Zehnter gestartet, stellte der achte Rang für den einstigen Seriensieger in seinem viertletzten Grand Prix für Red Bull eine herbe Enttäuschung dar. „Wir hätten anders reagieren können, was die Strategie angeht“, übte Vettel Kritik an den Teamverantwortlichen. Zudem hätte es „Sinn gemacht“, in Sotschi den notwendigen Motorenwechsel vorzunehmen, statt damit bis zum US-Rennen in Austin zu warten.

Rosberg musste seine wilde Attacke gegen seinen Teamkollegen Hamilton kurz nach dem Start mit einem außerplanmäßigen Boxenstopp büßen. Damit war seine Siegchance schon nach wenigen hundert Metern verspielt. Rosberg hatte sich bei dem spektakulären Überholmanöver in der ersten Kurve die Reifen ruiniert und musste diese gleich wechseln lassen.

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