Rosberg gegen Schumi: „Will Nase vorn behalten“

Istanbul (dpa) - Beim Großen Preis der Türkei wollen die Silberpfeile ihren Aufwärtstrend von Shanghai fortsetzen. Die ersten Führungskilometer haben speziell Nico Rosberg, aber auch dem gesamten Team mächtig Auftrieb gegeben.

Das Fahrer-Duell und Wechselgerüchte stören nicht.

Nico Rosberg will auch in diesem Jahr Rekord-Weltmeister Michael Schumacher den Rang ablaufen. „Ich hoffe, dass ich es schaffe, die ganze Saison die Nase vorn zu behalten“, sagte der Mercedes-Pilot zum prestigeträchtigen teaminternen Duell vor dem Großen Preis der Türkei. „Ich bin zufrieden, wie es bislang gelaufen ist - auch im Vergleich zum Teamkollegen. Es ist natürlich sehr, sehr schwierig gegen Michael.“

Schumacher sieht sich nach seinen Anlaufschwierigkeiten im Vorjahr nach dreijähriger Formel-1-Pause indes wieder auf dem Vormarsch und mindestens auf Augenhöhe mit dem gut 16 Jahre jüngeren Aufsteiger. „Ich bin generell der Meinung, dass ich in diesem Jahr besser aufgestellt bin, weil ich das gesamte Paket - Team, Auto, Ingenieure und Abstimmung - besser verstehe. Bei den Resultaten konnte ich das leider noch nicht umsetzen“, betonte der siebenmalige Champion. „Über die Qualitäten der Fahrer im Team müssen wir nicht reden.“

Den Silberpfeil-Strategen kann der spannende stallinterne Wettstreit nur recht sein. Schließlich spornen sich Schumacher und Rosberg so gegenseitig zu einem noch stärkeren Leistungsschub an. Bei der Frage, welcher der beiden der Bessere sei, wich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug am Freitag auf dem Istanbul Park Circuit aus: „Im Rennspeed sind sie sich sehr ähnlich.“ Rosberg nehme Schumacher „absolut ernst“ und wenn der Rekordhalter „einmal den Durchbruch geschafft hat, geht er ab wie Schmidts Katze“. Mercedes müsse dem 91-maligen Grand-Prix-Gewinner nur ein gutes Auto bauen.

Vor dem Rennen am Sonntag liegt Rosberg in der Fahrer-WM mit 10:6 Punkten vor Schumacher. Im Qualifikationsduell steht es 3:0, wobei Schumacher zweimal wegen technischer Probleme ohne echte Chance war. Das erinnert derzeit stark an die Vorsaison: Da holte der Gesamtsiebte Rosberg (142 Punkte) beinahe doppelt so viele Zähler wie der prominente Rückkehrer (72) auf WM-Rang neun.

Rosberg ist durch seine Dominanz über den jahrelangen Alleinherrscher der Königsklasse auch für die Konkurrenz ein Kandidat geworden. Spekulationen zufolge sollen Ferrari und Red Bull Interesse an dem 25 Jahre alten Wiesbadener haben. „Ein Wechsel ist für mich derzeit kein Thema. Mercedes ist ein tolles Team“, beteuerte Rosberg, der die Silberpfeile nach dieser Saison anscheinend verlassen kann.

Haug reagierte teilweise amüsiert auf diese Meldungen und tat sie als Aprilscherz ab: „Der Scherz kommt gut einen Monat zu spät.“ Er habe keinerlei Hinweise in diese Richtung. Der Mercedes-Mann bezeichnete es als normal, dass bei Vertragsverhandlungen gepokert werde. „Ich weiß auch, wer bei uns gerne fahren würde. Das gehört zum Geschäft“, räumte er ein, dass das Team ähnlich taktiert.

Beim Einschätzen des sportlichen Potenzials und der Möglichkeiten der Silberpfeile herrscht indes Einstimmigkeit. Für das Trio geht es darum, Mercedes vorerst als dritte Kraft hinter Red Bull mit Weltmeister Sebastian Vettel und McLaren zu etablieren. Schumacher, Rosberg und Haug sind sich einig, dass dies angesichts der Stärke von Ferrari und Renault schwer genug wird.

Ob es trotz des deutlichen Aufwärtstrends auch in Istanbul zu Führungsrunden wie zuletzt in Shanghai durch Rosberg reichen wird, bezweifelt die Mercedes-Mannschaft eher. „Das war ganz wichtig für die Moral“, meinte Haug. Rosberg erklärte: „Ich will nicht behaupten, dass wir hier auch führen. Wir sind aber definitiv viel näher dran an der Spitze dran. Ich bin nicht wirklich ungeduldig, aber ich will bald gewinnen.“ Laut Schumacher sind Siege aus eigener Kraft momentan nicht realistisch: „Es ist aber richtig, das Podium anzuvisieren.“

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