Vettel-Überstunden: Letzter Schritt „wird der schwerste“

Abu Dhabi (dpa) - Nico Rosberg schnappte sich nach einer langen Partynacht bei Tagesanbruch den Flieger heim zur Familie, Sebastian Vettel machte sich bereit für Überstunden im Ferrari.

Vettel-Überstunden: Letzter Schritt „wird der schwerste“
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Mit den Reifentests am Dienstag in Abu Dhabi beginnt nur zwei Tage nach dem Formel-1-Finale für den Scuderia-Piloten die Vorbereitung auf 2016 - und damit der Großangriff auf Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton und dem zuletzt furiosen Seriensieger Rosberg. „Der letzte Schritt, um sie einzuholen, wird der schwerste“, sagte Vettel am Ende seines verheißungsvollen Ferrari-Debütjahres.

Den Beweis dafür hatten die Saison-Abschlusswochen geliefert, in denen die Silberpfeile nahezu mühelos zu vier Doppelerfolgen nacheinander rasten. Und so gestand Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene, dass ihm das Ausmaß der Winter-Aufgabe Sorge bereitet: „Ja, wir haben Angst. Aber wir vertrauen auch darauf, was wir können. Wir sind alle von der Leidenschaft beseelt, den Titel zu holen.“

Der Branchenführer wappnet sich für die Attacken, nicht nur von Ferrari. „Wir schreiben niemanden ab“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Eine erneute Dominanz wie in diesem Jahr, als das Werksteam mit 703 WM-Punkte den eigenen Rekord aus der Vorsaison noch um zwei Zähler verbesserte, sei ohnehin nicht unbedingt wünschenswert. „Ich kann nur im Sinne der Formel 1 hoffen, dass die anderen aufholen, weil es für die Show besser wäre“, erklärte Wolff.

Neben dem dreimaligen Sieger Vettel waren in der vergangenen Monaten zumeist nur Hamilton und Rosberg für das Entertainment zuständig. Und angesichts ihres Vorsprungs und des unveränderten Regelwerks ist zu befürchten, dass sich daran auch bis zum Start der nächsten WM-Hatz am 20. März 2016 wenig ändert. Für Brisanz sorgt immerhin die Frage, ob Rosberg mit seinem Sieg-Hattrick in den letzten drei Rennen auch im Psycho-Duell mit Hamilton die Wende eingeleitet hat. „Im „Krieg der Sterne“ gibt's keinen Weihnachtsfrieden“, schrieb die österreichische „Kronen Zeitung“.

Übellaunig stapfte Hamilton nach dem Schlussakt durch das Fahrerlager von Abu Dhabi, sauer auf seine Ingenieure und ein wenig ratlos über seine Formkrise nach dem vorzeitigen Titelgewinn. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, bekannte der Brite. Mit zehn Siegen und elf Pole Positions bis zu seinem dritten WM-Triumph in Austin war es eine glorreiche Saison, dann kam ihm der trotzige Rosberg plötzlich in die Quere. „Rosbergs Siege habe eine Schicht des Glanzes von Hamiltons Grinsen entfernt“, dichtete sogar der englische „Guardian“.

„Superglücklich“ wirke Hamilton nicht, feixte Rosberg. Anders als im Vorjahr, als er in Abu Dhabi den Titel im letzten Rennen verlor, geht er diesmal mit großer Vorfreude in die Vorbereitungsmonate. „Ich bin jetzt der Schnellere, habe immer noch ein Zehntel in petto“, beschrieb der 30-Jährige das Kräfteverhältnis.

Hamilton weiß, dass er einige Hausaufgaben zu erledigen hat, wenn er diesen Rosberg auch 2016 unter Kontrolle halten will. „Ich möchte gestärkt, fitter und bereit für unser neues Auto zurückkommen“, sagte der Triple-Champion. Zuvor hatte er einmal mehr gezeigt, wie sehr ihn Rosbergs spätes Formhoch nervte. „Weltmeister ist immer noch besser als Rennsieger“, knurrte Hamilton in Abu Dhabi.

Jäger Vettel beobachtet den Kleinkrieg der Mercedes-Stars mit Vergnügen. Alles, was die Silberpfeile Kraft und Fokus kostet, könnte Ferrari helfen. Bevor es aber in den Kampf geht, darf es noch einmal besinnlich werden. „Ich freue mich auf die Weihnachtsparty mit dem Team“, sagte Vettel. „Wir hatten jetzt schon viele lächelnde Gesichter in der Garage, nächstes Jahr sollen es noch mehr werden.“

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