Fußball-Liga: Krim-Krise und die Folgen

Fußball-Liga verschiebt die Saison. Fünf Spieler, ein Trainer und ein Mäzen flüchten.

Fußball-Liga: Krim-Krise und die Folgen
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Düsseldorf. Es könnte immerhin ein wenig Normalität einkehren. Am kommenden Wochenende beginnt die ukrainische FußballLiga mit der Rückrunde. Zwei Wochen später als geplant. Wegen der Krim-Krise hatte der Verband die beiden ersten Spieltage nach dem Winter abgesagt. Die Funktionäre hatten und haben Angst, dass sich die Unruhen auch auf den Tribünen der Stadien fortsetzen. Nun geht es also doch los, aber es ist nichts mehr so wie es vor dem Sturz von Präsident Janukowitsch und dem Streit um die Krim war.

Die Krise in der Ukraine wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Natürlich auch auf den Fußball. Wenn am Samstag Tschornomorez Odessa vom Schwarzen Meer in die Hauptstadt zum Schlusslicht Arsenal Kiew reist, werden fünf ausländische Stars nicht dabei sein.

Der Österreicher Markus Berger, der Brasilianer Anderson Santana, der Ivorer Franck Dja Djedjé, der Spanier Sito Riera und der Argentinier Pablo Fontanello haben ihre Verträge aus Angst vor Unruhen aufgelöst und das Land verlassen. „Aufgrund der politischen Lage und fehlender Informationen zum Verlauf der Saison, waren wir gezwungen, den Wünschen der Spieler zu entsprechen hieß es von Tschornomorez.

Die Fünf sind nicht die einzigen, die dem ukrainischen Fußball derzeit fehlen. Der Eigner des zweitplatzierten Metallist Charkow, Sergej Krutschenko (28), ist nach übereinstimmenden Medienberichten auf der Flucht. Der milliardenschwere Freund des ältesten Sohnes des ehemaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch soll sich über Weißrussland nach Moskau abgesetzt haben.

Kurtschenko ist zudem ins Visier der ukrainischen Staatsanwaltschaft geraten. Er soll öffentliche Gelder veruntreut und ins Ausland transferiert haben. Weil in Charkow, wo auch Ex-HSV-Sportdirektor Frank Arnesen engagiert ist, nun niemand weiß, wie es finanziell weitergeht, hat Trainer Miron Markewitsch seinen Rücktritt erklärt. Zuvor waren schon das Europa League-Spiel zwischen Dynamo Kiew und dem FC Valencia sowie das Testspiel der Nationalmannschaft gegen die USA (2:0) nach Zypern verlegt worden.

Doch nicht nur der Fußball ist von der unsicheren Lage in der Ukraine betroffen. Die neue Regierung hat zunächst sämtliche staatlichen Ausgaben für Sportprojekte gestoppt. So ist völlig unklar, ob die Basketball-Europameisterschaft 2015, die Janukowitsch einst als Prestigeprojekt in die Ukraine holte, wie geplant durchgeführt werden kann.

Die Hallen sind längst nicht fertig, der europäische Basketball-Verband überdenkt Varianten, bei denen ein Großteil der Spiele in anderen Ländern stattfinden könnte und nur die Finalrunde in der Ukraine ausgetragen würde. Auch für die Handballer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel fällt die Reise zum Champions League-Spiel am 20. März gegen Motor Saporoschje in Charkow flach. Ein anderer Austragungsort wird noch gesucht.

Ruhen dürften zunächst auch alle Bemühungen, die Olympischen Winterspiele 2022 nach Lemberg zu holen. Dieses Prestigeprojekt hatte bislang der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, der Ex-Stabhochspringer Sergej Bubka, vorangetrieben. Der folgte in diesem Amt auf seinen Parteifreund Janukowitsch, saß bis 2006 für dessen „Partei der Regionen“ im Parlament und war bis zuletzt ein enger Berater des Ex-Präsidenten.

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