1860-Kompromiss: Eriksson wird zweitklassig

München (dpa) - Der Kompromiss im brutalen „Löwen“-Machtkampf trägt einen großen Namen: Sven-Göran Eriksson.

Mit dem schwedischen Startrainer an der Seite von Coach Alexander Schmidt will Fußball-Zweitligist 1860 München den von Investor Hasan Ismaik mit allen Mitteln angestrebten Sprung auf die ganz große Fußball-Bühne perfekt machen. Nach langem Machtkampf billigte der Verein in einer Nachtsitzung die mühsam zustande gekommene Einigung und beendete damit seine Chaos-Tage.

„Der einzige Verlierer hätte der Verein sein können“, betonte Präsident Dieter Schneider nach der Einigung erleichtert - er war in den vergangenen Tagen zur Zielscheibe der Kritik Ismaiks geworden. Auch der vom jordanischen Geschäftsmann aufgelegte Dreijahresplan hat Bestand. „Wir werden ihn weiter gemeinsam verfolgen“, sagte Aufsichtsratschef Otto Steiner.

„Alexander Schmidt wird Trainer bleiben“, betonte Steiner nach der knapp siebenstündigen Marathonsitzung. Eriksson, der in seiner langen Laufbahn unter anderem das englische Nationalteam gecoacht hatte, soll nun zusammen mit dem Nachfolger des geschassten Reiner Maurer die „Löwen“-Mannschaft führen - und zwar möglichst in die Bundesliga.

Die genaue Rollenverteilung müsse dabei noch geklärt werden, hieß es. „Wir werden jetzt in die Gespräche mit den Trainern einsteigen, um die beste Lösung zu finden“, sagte Geschäftsführer Robert Schäfer. Zu Eriksson sagte er: „Er ist ein Welttrainer. Wir müssen jetzt versuchen, seinen reichen Erfahrungsschatz für uns zu nutzen.“

Fußballlehrer Schmidt, der noch in der Nacht via Telefon im Trainingslager im türkischen Belek informiert wurde, begrüßte die Zusammenarbeit mit Eriksson. „Ich bin generell aufgeschlossen.“ Zugleich stellte Schmidt, der vor zwei Monaten Maurers Nachfolge angetreten hatte, klar: „Ich werde keinen Co-Trainer mehr machen, egal, ob in Barcelona, Madrid oder weiß der Teufel wo.“

In den vergangenen Tagen war der Machtkampf zwischen Ismaik, der unbedingt Eriksson beim deutschen Meister des Jahres 1966 installieren wollte, und dem Verein eskaliert. Der Jordanier attackierte die Clubführung heftig und beschimpfte Schneider als „alten Mann“. Doch dieser wehrte sich - und Ismaik musste nach einem Gipfeltreffen frustriert das Weite suchen. „Ich kann mit diesen Leuten nicht arbeiten“, schimpfte er damals.

Am Ende stand für beide Seiten aber wohl einfach zu viel auf dem Spiel. Bei einem Schlichtungstreffen am vergangenen Mittwoch unterbreitete Ismaik seinen Kompromiss, der in der Nachtsitzung im Austausch mit dem nicht anwesenden Investor abgesegnet wurde.

Am Ende mühten sich die „Löwen“-Verantwortlichen, den Dauer-Streit auch als eine Art Missverständnis darzustellen. „Dass Emotionen hochkochen, ist ganz normal im Fußball. Und wenn dann zwei Kulturen zusammenkommen, vielleicht noch ein bisserl mehr“, sagte Schneider.

Das soll sich künftig ändern: Um neue „Löwen“-Kulturkämpfe zu verhindern, soll demnächst in Abu Dhabi ein „Workshop“ mit Ismaik stattfinden. „Wir haben gelernt, dass wir auch mal den heimischen Boden verlassen müssen, um im direkten Gespräch Unklarheiten auszuräumen“, sagte Steiner. Inschallah!

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