Eine halbes Jahr Ismaik: Machtkampf statt Aufbruch

München (dpa) - Immer weiter Ärger bei den „Löwen“: Gut ein halbes Jahr nach der finanziellen Rettung des Zweitligisten 1860 München rumort es kräftig zwischen Investor Hasan Ismaik und der Vereinsführung.

Die Aufstiegsplätze liegen in weiter Ferne.

Rein sportlich hat sich beim Fußball-Zweitligisten 1860 München auch mit Investor Hasan Ismaik nicht viel verändert. Die erste Hinrunde nach der Rettung des Vereins vor dem finanziellen Aus haben die „Löwen“ auf Platz acht im Mittelmaß beendet. Lichtblicke wie das 2:1 über Aufstiegskandidat Eintracht Frankfurt waren die Ausnahme, Platz drei ist bei zehn Punkten Rückstand weit weg.

Außerhalb des Platzes schießt fast jeder gegen jeden, der Traditionsclub kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. „Dieser Verein braucht uns nicht, um den Selbstzerfleischungsprozess zu Ende zu führen“, kommentierte Bayern-Präsident Uli Hoeneß zuletzt süffisant den desolaten Zustand des Lokalrivalen.

Vor gut einem halben Jahr hatte der Jordanier Ismaik 18,4 Millionen Euro investiert und 49 Prozent des stimmberechtigten Anteils an der ausgegliederten Profiabteilung (KGaA) übernommen. Doch die Aufbruchstimmung nach dem finanziellen Befreiungsschlag währte nur kurz. In der Führungsetage ringen die Verantwortlichen seither um die Verteilung der Macht - und um die Zukunft des Vereins.

Aktuell sorgen Probleme mit dem Finanzamt für Unruhe. Der Verein soll gegen die Gemeinnützigkeit verstoßen haben, indem er Zahlungen an die gewinnorientierte KGaA für den Bau eines Nachwuchszentrums nicht vorschriftsmäßig abgesichert hat. Im schlimmsten Fall könnte die Steuerbehörde dem Verein die Gemeinnützigkeit entziehen. Dann müsste 1860 Steuern und Zuschüsse aus mehreren Jahren zurückzahlen.

Vor kurzem forderte das Finanzamt von der KGaA-Geschäftsführung und dem Präsidium eine gemeinsame Lösung. „Die Rückübertragung an den Verein wäre das Vernünftigste“, sagte Präsident Dieter Schneider der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf das Jugendinternat. „Aber es gibt auch Alternativen.“ Eine Frist vom Finanzamt gebe es nicht. „Wir versuchen es zu reparieren“, sagte Geschäftsführer Robert Schäfer, dessen Verhältnis zu Schneider heftig angekratzt ist.

Die Hauptprotagonisten im Streit sind jedoch Schneider und Ismaik. „Rechte, die uns per Vertrag und per Satzung zustehen, sollen nach den Vorstellungen des Investors teilweise außer Kraft gesetzt werden“, klagte Präsident Schneider bei der Delegiertenversammlung. In erster Linie geht es um die Frage, wer etwa im Winter neue Profis bezahlen soll. Ismaik will der Profiabteilung sein Geld nur noch als Kredit zur Verfügung stellen. Der Präsident warnt vor neuen Schulden.

Einigkeit sieht anders aus, doch zumindest ein Punkt ist für die Münchner Streithähne unstrittig: In spätestens zweieinhalb Jahren Jahren soll 1860 München wieder erstklassig sein. Im Sommer 2014 ist der Bundesliga-Abstieg genau zehn Jahre her - die „Löwen“ sehen darin einen guten Zeitpunkt zum Wiederaufstieg.

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