Fandel: Keine „Profi-Schiedsrichter“ im DFB

Frankfurt/Main (dpa) - Der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission, Herbert Fandel, hat die Einführung von Vollzeit-Unparteiischen in Deutschland ausgeschlossen.

„Einen "Profi-Schiedsrichter", der neben dem Fußball kein berufliches Standbein mehr hat, soll es aus unserer Sicht ... in Zukunft nicht geben“, sagte Fandel in einem an Silvester vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Interview.

Der DFB habe die Modernisierung und Professionalisierung im Schiedsrichterwesen fortgesetzt. Die Ansprüche seien deutlich höher geworden. „Aufgrund des Coaching-Systems, der individuellen Betreuung der Schiedsrichter, müssen diese deutlich mehr Zeit in ihre Tätigkeit investieren“, sagte Fandel. „Und wenn ich ein professionelles und modernes Schiedsrichterwesen aufstellen will, dann muss ich die Schiedsrichter auch adäquat bezahlen - das ist eine Selbstverständlichkeit.“

Trotz teilweise lauter gewordener Kritik an den Leistungen beurteilt Fandel die Schiedsrichterqualität als „weiterhin sehr hoch“. Zu denken gibt ihm, dass „einige wenige“ Trainer „ihre Emotionen in manchen Situationen nicht kontrollieren können“. Bei Ellbogenvergehen von Fußballern plädiert er für schnelle Rote Karten.

Mit einem eindringlichen Appell zum gewaltfreien Umgang hat Fandel nach dem Tod des niederländischen Linienrichters Richard Nieuwenhuizen Anfang Dezember aufgerufen. „Es muss in die Köpfe der Spieler und auch der Fans, dass die Schiedsrichter keine Gegner sind. Im Gegenteil: Die Schiedsrichter müssten die größten Freunde der Spieler sein, denn sie ermöglichen ihnen, dass sie in einem geregelten Spielbetrieb Fußball spielen können“, sagte der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission in dem Interview.

Fandel fügte hinzu: „Wir dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in Deutschland zu Gewalt gegen Schiedsrichter kommt und es Situationen gibt, in denen Schiedsrichter bedroht werden. Das ist nicht hinnehmbar.“ Ohne Schiedsrichter kein Fußball - so einfach sei das. „Ich sehe hier auch die Trainer und die Vereinsverantwortlichen auf allen Ebenen in der Pflicht. Die wichtigste Botschaft lautet: Es geht nur gemeinsam. Auf Basis eines respektvollen Umgangs und Miteinanders“, meinte Fandel weiter.

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