„Gallisches Dorf“ Darmstadt fiebert der 2. Liga entgegen

Darmstadt (dpa) - Wenn Rüdiger Fritsch auf die vergangenen Jahre zurückblickt, dann muss er sich manchmal kneifen.

„Gallisches Dorf“ Darmstadt fiebert der 2. Liga entgegen
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„Das kommt einem Traum schon relativ nah“, sagte der Präsident des SV Darmstadt 98. „Aber dahinter steckt auch eine solide Aufbauarbeit seit vielen Jahren“, fügt er hinzu. „Wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte, wäre es mit der geschaffenen Basis in den nächsten Jahren auf jeden Fall möglich gewesen.“

Nach über 20 Jahren starten die „Lilien“ am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den SV Sandhausen wieder in der 2. Fußball-Bundesliga. Allerdings ohne Torwart-Routinier Christian Wetklo (zuvor Mainz 05). Der 34-Jährige kehrte dem Verein nach wenigen Wochen den Rücken und löste seinen Vertrag am Mittwoch auf.

Dafür geht Ronny König in der kommenden Spielzeit für die Südhessen auf Torejagd. Der 31-Jährige, der zuletzt für den FC Erzgebirge Aue spielte, unterschrieb einen Einjahresvertrag. „Als wuchtiger Stürmer ist er genau der Typ Spieler, den wir gesucht haben. Er bringt sehr viel Zweitligaerfahrung mit und wird uns dadurch sicher weiterhelfen“, sagte Trainer Dirk Schuster über den Neuzugang.

Neu ist auch der Name des altehrwürdigen Darmstädter Stadions. Ab sofort heißt die Heimstätte „Merck-Stadion am Böllenfalltor“. Die Stadt als Stadioneigentümer vergab die Namensrechte für fünf Jahre an das Pharma- und Chemieunternehmen und erhält dafür jährlich 300 000 Euro.

In die neue Spielzeit geht der Verein als Abstiegskandidat. „Wir sind das kleine gallische Dorf - so wie wir es in der letzten Saison auch waren“, sagt Schuster. „Das ist keine Situation, mit der wir unzufrieden sind.“ Fritsch bremst die Erwartungen: „Wir wissen, dass wir uns in der 2. Liga wieder an Niederlagen gewöhnen müssen - und das wird uns auch nicht umwerfen.“

Eine Jobgarantie will er seinem Cheftrainer trotzdem nicht geben.Wir stehen am Anfang einer seit 21 Jahren herbeigesehnten Zweitliga-Saison. Da werden wir uns bestimmt nicht mit Abstiegsszenarien beschäftigen, sagt Fritsch. Zugleich verspricht er aber auch, dass der Verein den üblichen Reflexen des Fußballs nicht so einfach nachgeben werde. Schließlich basiere die Vereins-Philosophie auf Kontinuität und Stabilität.

Der Wirtschaftsjurist steht seit 2008 bei den „Lilien“ in der Verantwortung, erst als Vizepräsident, seit 2012 als Präsident. Er erlebte die Insolvenz mit und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Verein sich seit 2008 so gut erholt hat. In den vergangenen Jahren habe man immer schwarze Zahlen geschrieben. Das soll auch in der zweiten Liga so sein.

Sein Grundsatz klingt banal, ist aber im Millionengeschäft Fußball alles andere als selbstverständlich: Nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. „Dass ein Wechsel auf die Zukunft meistens nicht funktioniert, haben ja einige andere Vereine vorgemacht“, sagt Fritsch .Auf Dauer wird man auf Pump nicht arbeiten können - weder im Fußball noch im normalen Leben.

Trainer und Präsident beschwören vor allem den Teamgeist, der die Mannschaft in der Vorsaison ausgezeichnet hat. „Wir können die Spieler nicht unbedingt mit hohen Gehältern locken, aber mit dem Darmstädter Spirit“, sagt Fritsch.

Und Schuster verweist gar auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Dort habe sich gezeigt, dass das Kollektiv stärker war als Einzelne.Andere Mannschaften hatten deutlich bessere Individualisten, aber unter dem Teamaspekt waren die Deutschen mit Abstand die Besten. Und das hat sich in der vergangenen Saison ja auch bei uns bestätigt.

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