Hertha im Zugzwang: Noch mehr Schulden

Berlin (dpa) - Die Mannschaft wurde von den Hertha-Mitgliedern nach einer guten Stunde mit einem herzlichen Beifall verabschiedet. Es ging harmonisch zu bei der Versammlung des Berliner Clubs - anders als noch direkt nach dem hausgemachten Abstieg im Sommer.

Doch der Druck auf Hertha BSC bleibt groß - auch aus wirtschaftlicher Sicht. „Wir haben in einem schwierigen Umfeld finanzielle Stabilität. Aber für die Zukunft gilt es, diese Ergebnisse zu verbessern“, erklärte Herthas Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller. 42 Millionen Euro Verbindlichkeiten sind der höchste Wert seit 2006/07.

Manager Michael Preetz, der noch bei der vorherigen Zusammenkunft der Mitglieder heftig für den zweiten Abstieg unter seiner Verantwortung kritisiert worden war, gab sich in der weiter angespannten Situation kämpferisch. „Ich bin überzeugt, dass die Hertha-Fahne in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga wehen wird.“ Dem großen Ziel müsse sich jeder unterordnen, unterstrich Preetz. Auch der mögliche Verkauf von Topstürmer Adrian Ramos würde unter dem Gesichtspunkt abgewogen. „Wir haben mit Adrian die Vereinbarung, dass wir nur über einen Wechsel nachdenken, wenn wir ein Angebot haben, dass alle Seiten zufriedenstellt“, sagte der Manager.

In der Abstiegssaison 2011/12 haben sich die Verbindlichkeiten der Hertha-Aktiengesellschaft von 34,7 Millionen auf 42,0 Millionen Euro erhöht. Grund zur Besorgnis sieht der Hauptstadtclub aber nicht. „Das ist eine Vokabel, die ich nicht verwenden würde. Aber es entspricht nicht dem, wofür wir angetreten sind“, sagte Schiller. Einem Aufwand von 79,8 Millionen Euro, davon 32,4 Millionen Euro Personalkosten, stand in der Vorsaison ein Erlös von 72,5 Millionen Euro entgegen.

Allein das Team von Jos Luhukay kann mit anhaltendem sportlichen Erfolg für eine langfristige Entspannung sorgen. „Wir müssen einen hohen sportlichen und wirtschaftlichen Anspruch an uns selbst haben“, forderte Aufsichtsratschef Bernd Schiphorst. Denn der Aufstieg sei nur ein Zwischenziel: „Er muss Hertha wieder gelingen, ein etabliertes Mitglieder der Bundesliga zu werden.“

„Die größten Gegner heißen nicht Braunschweig, Kaiserslautern und Cottbus, sondern Selbstzufriedenheit und Selbstüberschätzung“, erklärte der Aufsichtsrats-Vorsitzende vor rund 1000 Mitgliedern im Berliner ICC. Die Mannschaft und Luhukay bekamen die Warnung direkt nicht mehr mit. Nach einer guten Stunde hatte Präsident Werner Gegenbauer das Team mit Hinweis auf die nächste Aufgabe gegen den 1. FC Köln verabschiedet: „Viel Glück für Donnerstag.“

Gegen den Mitabstieger wird allerdings ein weiterer Spieler ausfallen. Nico Schulz (Außenbandriss im linken Sprunggelenk) erweitert die ohnehin lange Verletzten- und Rehaliste der Berliner. Mindestens drei Wochen ist der Mittelfeldmann nicht einsatzfähig. Zudem plagt sich Peer Kluge weiter mit einem Magen-Darm-Infekt.

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