Rauball und Zwanziger warnen vor Neonazis im Fanblock

Frankfurt/Main (dpa) - Nach den Diskussionen über die zunehmende Fangewalt und die richtigen Antworten darauf ist im deutschen Fußball nun auch eine Debatte über ein wachsendes Neonazi-Problem in den Fankurven entstanden.

„Bisher herrscht an einigen Stellen die Meinung vor, dass das im Fußball kein Thema ist. Meiner Meinung nach haben wir aber ein Problem. Dem müssen wir uns stellen“, sagte Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball der „Sport Bild“.

Der 61-Jährige warnte eindringlich vor einer „Infizierung gerade jugendlicher Fans“ durch Rechtsextreme und erhält dabei Unterstützung vom früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. Der sieht diese Gefahr vor allem im Amateur-Fußball lauern, wo die öffentliche Aufmerksamkeit weitaus geringer sei als bei den Profis.

Konkreter Auslöser dieser Sorgen ist allerdings auch ein Fall, der Rauballs Verein Borussia Dortmund betrifft. Der deutsche Meister hatte im September ein Stadionverbot gegen acht Rechtsextreme verhängt, die während des Bundesliga-Spiels gegen Werder Bremen mit einem Transparent zur Solidarität mit einer verbotenen Vereinigung aufgerufen hatten. Außerdem nahm Rauball Bezug auf eine Fangruppe des Drittligisten Alemannia Aachen, in deren Umfeld sich mehreren Medienberichten zufolge bekannte Neonazis bewegen. „Wir dürfen keine Toleranz gegenüber Neonazis und Antisemitismus zeigen, es muss bei der Null-Toleranz-Politik bleiben“, sagte er.

Helmut Sandrock, Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), kann „keine Steigerung in Form einer braunen Welle erkennen, die den Fußball überschwemmt. Die Sensibilität ist da, die Ernsthaftigkeit des Themas ist erkannt, aber Aachen ist sicherlich ein Sonderfall, ohne das Problem kleinreden zu wollen“, sagte er.

Der frühere DFB-Präsident Zwanziger ist ähnlicher Meinung wie Rauball. „Ich sehe die Problematik Neonazis im Fußball als sehr gefährlich an“, meinte der 67-Jährige. Und das mehr auf der Ebene des Amateur- als des öffentlich ausgeleuchteten Profifußballs.

„Die Ideologie der Neonazis ist darauf ausgerichtet, den vorpolitischen Raum zu gewinnen und dort unpolitische Menschen zu beeinflussen“, erklärte Zwanziger. „Deshalb sind unsere 26 000 Vereine, in denen ein hohes Maß an ehrenamtlichem Engagement stattfindet, anfälliger als der Spitzenfußball.“

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