Alemannia Aachen muss Insolvenzantrag stellen

Aachen (dpa) - Traditionsclub Alemannia Aachen hat im jahrelangen Kampf um das finanzielle Überleben im Profi-Fußball kapituliert. Nach diversen erfolglosen Sanierungsversuchen wird der Drittligist am 23. November beim zuständigen Amtsgericht in Aachen einen Insolvenzantrag einreichen.

Wie der von der Alemannia beauftragte Rechtsanwalt Michael Mönig am Freitag bekanntgab, fehlen dem Verein zum jetzigen Zeitpunkt mehr als vier Millionen Euro. „Es ist ein riesiges Liquiditätsloch. Das können wir nicht mehr stemmen“, kommentierte der Jurist.

Da dieser Fehlbetrag mit jedem weiteren Monat deutlich zunehmen würde, sei ein Insolvenzantrag unvermeidlich. „Hätte die Alemannia weiter gemacht wie geplant, wäre sie am Ende der Saison auf ein zweistelliges Millionenminus gekommen“, sagte Mönig. Ziel dieser Maßnahme sei es, den Spielbetrieb bis zum Saisonende aufrechtzuerhalten, den Verein über ein Insolvenzverfahren zu sanieren und dann einen Neuanfang in der Regionalliga zu starten.

Nach Meinung von Aufsichtsratschef Meino Heyen gibt es zum vorgestellten Rettungsplan angesichts zu hoher Kosten in der 3. Liga keine Alternative. Demnach habe der Verein zuletzt „eine Bugwelle vor sich hergeschoben“. Alle Beteiligten hoffen auf eine nötige Zustimmung des Gerichts und der Gläubiger. „Ziel muss es sein, die Alemannia im 112. Jahr ihres Bestehens vor der Zwangsliquidation zu bewahren“, sagte Mönig. „Wir haben das Ziel, den Verein über ein Insolvenzplanverfahren in Eigenverwaltung zu sanieren.“

Dieser Plan setzt allerdings voraus, dass der Spielbetrieb bis zum Saisonende aufrechterhalten werden kann und das Insolvenzverfahren nicht vor dem letzten Spieltag der laufenden Saison eröffnet wird. „Ich habe bereits erste Signale von potenziellen Geldgebern erhalten, die sowohl den Geschäftsbetrieb im vorläufigen Insolvenzverfahren für die laufende Saison als auch den Neuanfang in der Regionalliga in der Saison 2013/14 unterstützen würden“, sagte Mönig.

Nach Insolvenzeröffnung stünde der Verein laut Statuten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) als erster Absteiger der laufenden Saison fest, könnte aber die Lizenz für die Regionalliga beantragen und nach erfolgreicher Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubiger dort einen Neuanfang starten. „Es ist der klare Wunsch, Lösungen zu finden, damit der Spielbetrieb von Alemannia Aachen in der 3. Liga aufrechterhalten wird“, sagte der für die 3. Liga zuständige DFB-Direktor Ulf Schott.

Die Stadt Aachen - einer der großen Gläubiger - zeigte sich angesichts der neuen, bedenklichen Zahlen überrascht. „Es sind Zahlen falsch gewesen, die wir zwischenzeitlich vorgelegt bekommen haben, obwohl sie von Wirtschaftsprüfern testiert waren. Eine solche Dimension der Verschleierung ist aus meiner Perspektive ohne gewisse kriminelle Energie gar nicht vorstellbar“, klagte Oberbürgermeister Marcel Philipp.

Hauptauslöser für die Finanzmisere war das im Sommer 2009 eröffnete 50 Millionen Euro teure Tivoli-Stadion. Hohe Rückzahlungen machten der Alemannia mehr und mehr zu schaffen. Eine Umschuldung vor vier Monaten hatte trotz des Abstiegs aus der 2. Bundesliga Hoffnungen auf ein glückliches Ende des finanziellen Drahtseilaktes geweckt. Durch eine Umstrukturierung der Stadionfinanzierung waren die laufenden Kosten deutlich gesunken. Externe Prüfer entdeckten jedoch weitere Finanzlöcher und informierten den Aufsichtsrat über den Ernst der Lage.

Aachen war in der Saison 2006/07 aus der Bundesliga und in der vergangenen Spielzeit aus der 2. Liga abgestiegen. Mit 1481 Punkten führt der Club die ewige Zweitliga-Tabelle an. Noch im Jahr 2004 stand die Alemannia zum insgesamt dritten Mal im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen (2:3) und überstand in der folgenden Saison sogar die Gruppenphase im UEFA-Cup.

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