Arbeitslose Trainer: Das Warten auf die nächste Chance

Friedhelm Funkel ist nur einer von vielen bekannten Trainern ohne Verein.

Düsseldorf. Golfen, verbale Doppelpässe im Fernsehen spielen, sich in den Vip-Bereichen der Bundesliga-Stadien verdingen und geheimnisvoll verschwiegene Interviews geben, wenn irgendwo gerade ein Kollege gefeuert wurde — es ist ja nicht so, als hätten arbeitslose Fußballtrainer nichts zu tun. Peter Neururer hatte das als „Freizeitstress“ bezeichnet, der ihn fertig mache.

Dem ist auch Friedhelm Funkel ausgesetzt. Der 59-Jährige ist seit seinem Rauswurf bei Alemannia Aachen im April 2012 auf der Suche nach einem neuen Job. Aber er bleibt locker: „Für mich ist das nicht tragisch. So bleibt auch mal Zeit für Familie oder Reisen.“

Für seine jüngeren Kollegen wie Thomas Doll, Mario Basler oder Lothar Matthäus ist die Arbeitslosigkeit wohl auch eher Kratzer im Ego, als finanzielles Debakel. Trainer lassen sich gegen die Unsicherheiten ihres Jobs in aller Regel gut absichern. „Die meisten waren auch Spieler und haben gut verdient. Da muss keiner um seine Existenz fürchten“, sagt Funkel.

Dass einer wie Peter Neururer, einer aus schnauzbärtigen, ballonseidenen Bundesliga-Tagen zurückkommt, freut den Neusser Funkel. „Wenn es in Bochum einer schafft, dann der Peter.“ In Zeiten, in denen junge Konzepttrainer wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Christian Streich „in“ sind, sei Neururer keineswegs aus der Zeit gefallen. „Die Zeit für einen Trainer-Typ ist nie abgelaufen. Siehe Jupp Heynckes. Das sind nur Phasen.“ Man müsse geduldig sein und die Gunst der Stunde nutzen.

In Geduld müssen sich auch Trainer mit vermeintlich großen Namen üben. Bernd Schuster kann davon ein Lied singen, wähnte er sich im Herbst doch schon beim VfL Wolfsburg — und bekam Dieter Hecking vorgesetzt.

Funkel überbrückt die Zeit vor allem mit Fußball-Gucken. „Ich habe seit Saisonbeginn etwa 90 Spiele im Stadion gesehen. Jedes Erst- oder Zweitligateam mindestens einmal“, sagt der Trainer. „Die Namen der meisten Spieler habe ich im Kopf.“ Er könnte morgen früh bei einem Club anfangen, wenn denn endlich das Handy klingeln würde.

Das erstbeste Angebot würde er aber nicht annehmen. „Der Verein muss schon gut geführt sein. Das habe ich bei Aachen nicht berücksichtigt“, sagt Funkel. „Das war der einzige große Fehler meiner Trainerkarriere.“ Vielleicht war damals die Sehnsucht zu groß, wieder auf der Bank zu sitzen.

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