Ausstiegsklauseln spalten die Liga: Von Arm zu Reich

Berlin (dpa) - Die Befürchtungen werden größer: Die Fußball-Bundesliga ist auf dem Weg zu einer Zweiklassen-Gesellschaft - und die sogenannten Ausstiegsklauseln in den Verträgen der Profis tragen kräftig dazu bei.

Reich schlägt Arm - das wurde schon immer durch Gehälter und Prämien geregelt. Der schnelle Zugriff der finanzkräftigsten Branchenführer wie Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 auf Talente und Stars beschleunigt den Prozess noch. „Natürlich ist es in vielerlei Hinsicht einfacher. Ich muss mich nur mit dem Spieler einigen und habe den Verein nicht als Streitpartner“, sagte jüngst Schalke-Manager Horst Heldt zu den Vorteilen der Klauseln.

Nie waren die Klauseln so beliebt wie heute. Königsblau hat sich die Vertragsverlängerung von Supertalent Julian Draxler (19) bis 2018 und damit sein Bleiben mit mehr Gehalt und einer Ausstiegsklausel von 45,5 Millionen Euro erkauft. Die Zugänge von Adam Szalai (von Mainz 05), Felipe Santana (Dortmund), Christian Clemens (1. FC Köln) und Leon Goretzka (VfL Bochum) wurden - dank einer Klausel - bereits vor dem Ende der jeweiligen Verträge möglich. 15,1 Millionen Euro gab Schalke für die Neuen aus.

Mehr investierten bisher nur Triple-Sieger FC Bayern (57 Millionen Euro), Champions-League-Finalist BVB (50 Millionen) und Bayer Leverkusen (16,4 Millionen). Den Abgang von Mario Götze ausgerechnet nach München konnte aber auch die Borussia nicht verhindern. Die Ausstiegsklausel machte es den Bayern einfach. 37 Millionen Euro flossen nach Dortmund, verhandelt werden musste nicht. Marco Reus soll eine Vereinbarung im bis 2017 laufenden Vertrag haben, von 2015 an für 25 Millionen Euro vorzeitig gehen zu können.

„Es wird künftig bei Borussia Dortmund keine Ausstiegsklauseln mehr geben“, hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nach dem Götze-Wechsel verkündet. Auch in der Beziehung ist der deutsche Marktführer FC Bayern dem BVB noch einen Schritt voraus. Ausstiegsbedingungen akzeptieren die Münchner Bosse nicht. Die Berater von Götze wollten beim Wechsel zu den Bayern eine solche Klausel in den Vertrag handeln. „Aber das ist von uns abgelehnt worden“, berichtete Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die Münchner nutzen ihre herausragende Marktposition auch bei ihrem zweiten spektakulären Transfer. Spaniens Jungstar Thiago Alcántara konnte aufgrund einer 18-Millionen-Klausel in seinem Vertrag mit dem FC Barcelona nach München gelockt werden, auch wenn sie nicht zur Anwendung kam. Die Bayern zahlen 20 Millionen - mit den Einnahmen aus einem Freundschaftsspiel und einem Gehaltsverzicht von Alcántara fließen 25 Millionen nach Spanien. Ein Jahr zuvor war Javi Martínez dank einer festen Ablöse für 40 Millionen Euro von Athletic Bilbao nach München gekommen.

„Wenn du Spielern die Möglichkeit gibst, sich mit Klauseln aus dem Vertrag zu lösen, dann darfst du am Ende des Tages auch nicht klagen, dass es passiert“, erklärte Rummenigge aus der Position der Stärke. Für ärmere Clubs wie den SC Freiburg sind Sonderabmachungen oft die einzige Chance, trotz bescheidener Gehälter bessere Spieler zu holen.

Bei der Wahl doppeltes Gehalt oder Ausstiegsklausel würde er sich immer für die Klausel entscheiden, machte SC-Präsident Fritz Keller deutlich. Die Gefahren muss der Club in Kauf nehmen: In Max Kruse, Jan Rosenthal, Johannes Flum, Daniel Caligiuri und Cedrick Makiadi verloren die Breisgauer in diesem Sommer gleich fünf Spieler an reichere Clubs. Mit Ausnahme von Rosenthal machten alle vier von einer Ausstiegsklausel Gebrauch.

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