Babbel selbstkritisch: Im Moment ein schlechter Trainer

Sinsheim (dpa) - Markus Babbel weiß, was die Stunde geschlagen hat. „Man denkt nach, ob ich ein guter oder ein schlechter Trainer bin. Im Moment bin ich ein schlechter Trainer, weil die Ergebnisse nicht stimmen“, räumte der Coach der nach der Hoffenheimer 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen ein.

Eine weitere Niederlage am Mittwoch beim 1. FC Nürnberg kann sich der 40-Jährige nicht leisten. Die Kraichgauer sind auf den Relegationsplatz 16 abgerutscht, und Manager Andreas Müller will Babbel keine Jobgarantie ausstellen. Aber Franz Beckenbauer, Allround-Experte der Fußball-Bundesliga und Golffreund von Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp, kann Babbel etwas beruhigen.

„Dietmar Hopp ist jetzt einige Wochen in Florida, um sich zu erholen. So lange er im Ausland ist, wird keine Entscheidung getroffen. Danach könnte es für Markus gefährlich werden“, sagte der „Kaiser“ bei Sky. „Du brauchst Ergebnisse, das ist klar. Wir können die Tabelle lesen“, meinte Müller am Sonntagabend und flüchtete sich in Allgemeinplätze: „Nicht der Trainer braucht Punkte. Die TSG Hoffenheim braucht Punkte. Es geht um den Club.“ Für Babbel wiederum geht es „nicht um mich, sondern um die Jungs“. So selbstlos sind die beiden leitenden und hoch bezahlten Angestellten eines Clubs, der in der größten Krise seiner viereinhalbjähriger Erstliga-Geschichte steckt.

Die Zuschauer nahmen den erneuten Rückschlag seltsam emotionslos hin: keine Pfiffe, keine „Babbel raus!“-Rufe, kein lautstarker Unmut. Babbel senkte schon nach 15 Minuten den Kopf und rieb sich die Augen. Da brachte Lars Bender die furios konternden Gäste in Führung, die Daniel Carvajal (38.) vor 22 100 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ausbaute.

Die Hoffenheimer stürmten zwar nach der Pause mit dem Mut der Verzweiflung, aber es gelang ihnen lediglich das Anschlusstor durch Fabian Johnson (59.). In den letzten acht Spielen feierte die TSG nur einen Sieg. „Zum Glück haben wir nicht all zu viel Zeit, darüber nachzudenken und Zeitungen zu lesen“, meinte der 1899-Coach vor dem Spiel in Nürnberg und beteuerte: „Es ist keine tote Mannschaft.“

Wie so oft klagte Babbel, dass seine Spieler nicht belohnt wurden für den Aufwand, den sie betreiben. Wie so oft redeten er und Müller vom „Potenzial“ und von der „Qualität“, die die Mannschaft habe und beklagten die fehlende Konstanz und Konzentration, an der man arbeiten müsse. Das hören die Reporter im Kraichgau jetzt schon seit Wochen. Nach der Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit meinte Babbel gar: „Heute war ein guter Anfang.“ Das Ende seiner Hoffenheimer Zeit könnte schneller kommen, als ihm lieb ist. Seit seinem Amtsantritt am 10. Februar gewann der Europameister von 1996 nur sieben von 27 Spielen.

Mit einem Problem muss sich Babbel in naher Zukunft nicht mehr herumschlagen: Tim Wiese meldete sich mit einer Innenbandverletzung am Knie ab. Da räumte der Trainer erstmals ein: „Ich habe unter der Woche darüber nachgedacht, einen Torwartwechsel vorzunehmen.“ Der Transfer des Ex-Nationaltorwarts aus Bremen gilt als Babbels größte Panne, die Patzer des Kapitäns waren mitunter die unterhaltsamsten Momente einer bislang verkorksten Hinrunde. Jetzt steht erstmal der 20-jährige Belgier Koen Casteels zwischen den Pfosten. Wiese muss sich auch nicht im nächsten Heimspiel am Sonntag gegen seinen Ex-Club beweisen. Erste Spekulationen, dass der 30-Jährige in der Winterpause den Verein verlässt, sind bereits im Umlauf.

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