Bayer nutzt Pyro-Chaos - Eintracht-Fans sollen büßen

Leverkusen (dpa) - Das im Fan-Block von Eintracht Frankfurt ausgelöste Pyro-Chaos hat Bayer Leverkusen gleichermaßen genutzt und geschadet.

„Die Spielunterbrechung wegen der Bengalos braucht der Fußball nicht“, betonte Bayer-Cheftrainer Sascha Lewandowski nach dem 3:1 (2:0) gegen die Hessen zum Bundesliga-Rückrundenstart, „aber wir konnten sie in dem Fall sogar effektiv nutzen, weil wir einige Dinge korrigieren konnten, die anfangs nicht so gutliefen.“ Nach den Vorkommnisses droht nun eine hohe Geldstrafe, die der Werksclub nicht begleichen will: Die Frankfurter Fans sollen die Buße tragen.

„Man muss überlegen, die Kosten in wohl fünfstelliger Höhe auf das nächste Spiel der Frankfurter bei uns umzulegen. Wir werden sie nicht tragen“, erklärte Bayer-Vereinschef Wolfgang Holzhäuser. Beim nächsten Heimspiel gegen die Eintracht will er die Preise für Gästekarten um drei bis fünf Euro erhöhen, um sich die Geldstrafe zurückzuholen.

Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen zeigte sich über die törichte Hooligan-Aktion entsetzt. „Ich habe gedacht, dass wir nach unseren guten Spielen ruhigeren Zeiten entgegensehen“, sagte er. „Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass diese Gruppe von Problembesuchern kein Interesse am Fußball hat.“ Auch sein Club muss nach der Wiederholungstat der „Fans“ mit einer Bestrafung rechnen.

Dass die Debatte um die Sicherheit in Fußballstadien längst nicht zu Ende ist, dürfte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als Augenzeuge in der BayArena klar geworden sein. Hätte ein auch möglicher Abbruch der Partie ein abschreckendes Warnzeichen für die Unverbesserlichen sein können? „Ich bin ein Gegner von Abbruch oder Platzverlassen. Am Ende ist es ein Aufgeben“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler.

Für den Aufsteiger vom Main war die Zwangspause doppelt bitter. „Die Unterbrechung war ärgerlich und hat uns aus dem Takt gebracht“, befand Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler und wurde darin von Bayer-Kollegen bestätigt. „Die Auszeit hat uns gut getan“, gab Bayer-Stürmer Stefan Kießling zu. Nach dem verbotenen Feuerwerk und der siebenminütigen Unterbrechung hatten Sebastian Boenisch (31.) und Kießling (32.) mit ihrem Doppelpack binnen zwei Minuten die Gäste entscheidend aus der Balance gebracht. Für das 3:0 sorgte André Schürrle (58.), Alexander Meier gelang nur noch das 3:1 (78.).

Bayer 04 blieb nach dem Topspiel gegen den Tabellenvierten mit unverändert neun Punkten Rückstand Bayern-Verfolger Nummer eins und im 15. Heimspiel in Serie ungeschlagen. „Bei der Tabellensituation werden wir nicht größenwahnsinnig“, meinte Lewandowski. Immerhin konnte der Abstand zum Champions-League-Rivalen vom Main auf sechs Zähler ausgebaut werden. Doch die nächsten Europacup-Konkurrenten folgen unmittelbar: Erst geht es zum FC Freiburg (6. Platz), danach kommt Meister Borussia Dortmund (3.).

„Wir fürchten uns vor niemandem“, meinte Nationalspieler Schürrle. „Wir wollen oben bleiben“, fügte der erfolgreichste Liga-Torschütze Kießling selbstbewusst hinzu. Sein 13. Saisontor erlebte Bundestrainer Joachim Löw, der ihn seit Jahren bei Nominierungen ignoriert, als Tribünengast. „Ich wusste gar nicht, dass er da war. Es ist mir auch wurst“, sagte der Bayer-Stürmer unwirsch.

Gelassen reagierte Armin Veh auf den Dämpfer nach einer überragenden Hinrunde des Aufsteigers. „Unsere Zielsetzung wird sich nicht um ein paar Grad drehen, sie wird so bleiben, wie sie war“, so der Eintracht-Coach. Nämlich: 40 Punkte holen und zunächst den Klassenerhalt sichern. „Dann werden wir uns neue Ziele setzen.“

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