Bayern: Keine „Lust“ auf Spaßbremse Europa League

München (dpa) - Die Kapitäne sehen keinen Autoritätsverlust von Louis van Gaal - und Präsident Uli Hoeneß will den nur noch bis zum Saisonende in München beschäftigten Trainer nun „stärken bis zum letzten Tag“.

Mit einem Sieg am Samstag im Duell gegen den ebenfalls in eine Trainersuche verstrickten Hamburger SV möchte der deutsche Fußball-Rekordmeister den ersten Schritt weg von der Spaßbremse Europa League hin zur Königsklasse machen. „Wir müssen schauen, dass wir in die Champions League kommen. Keiner hat Lust in der Europa League zu spielen“, sagte Bastian Schweinsteiger in München. „Wir müssen auch mit unserer Körpersprache zeigen, dass wir das Spiel gewinnen wollen.“

110 Tage sind es vom HSV-Spiel bis zum Ende der Vertragszeit von van Gaal am 30. Juni 2011, nur 77 bis zum letzten möglichen Pflichtspiel des noch bis zum Saisonende geduldeten Niederländers. Und sowohl für eigenen Status und Wohlbefinden als auch für den Coach wollen die Bayern-Profis in neun ausstehenden Liga-Partien siegen, siegen und nochmals siegen.

„Wir wollen natürlich alle Erfolg haben in den letzten Wochen und auch ihm einen positiven Abschied bringen. Das hat er verdient. Was wir letztes Jahr gespielt haben, das habe ich in Bayern in meiner Karriere noch nicht erlebt“, sagte Schweinsteiger, der angesichts der Geschehnisse in jüngster Vergangenheit „ein bisschen traurig“ war und die Entwicklung „schade“ fand. Eigentlich passe der Trainer ganz gut zu Bayern und der Club habe im vergangenen Jahr auf jeden Fall viel von ihm profitiert. Aber jetzt gelte es die getroffene Entscheidung zu akzeptieren „und das Beste draus zu machen“.

Der Co-Kapitän sieht dabei „die Hauptverantwortung auf den Schultern“ von sich und Spielführer Philipp Lahm, der das Ansehen van Gaals im Team als nicht beschädigt betrachtet. „Durch seine Persönlichkeit und sein Auftreten hat er vor der Mannschaft keine Probleme“, sagte der Außenverteidiger im „Kicker“. „Es geht nicht um den Trainer, es geht um den Erfolg und die Zukunft des FC Bayern: Dass der Club Champions League spielt.“

Anders als bei den drei Pleiten gegen Dortmund, Schalke und Hannover will sich das Team auch nicht aus dem Konzept bringen lassen, wenn der Gegner sich wieder bestens auf das van-Gaal-Muster im Spiel eingestellt hat. „Wir müssen schauen, dass wir auch dann eine Lösung finden, wenn es sein muss mit langen Bällen“, sagte Schweinsteiger. „Wir müssen schauen, dass wir das Spiel gewinnen - egal wie.“

Das „Wie“ ist auch Hoeneß ziemlich egal. Hauptsache es wird gewonnen. „Wir sind natürlich alle angespannt und nervös, weil wir unbedingt die Qualifikation für die Champions League schaffen müssen“, sagte der 59-Jährige in den „Kieler Nachrichten“ (Donnerstag). Im Herbst hatte der Präsident den Coach noch öffentlich hart kritisiert, jetzt will er den Niederländer „stärken bis zum letzten Tag. Ich möchte, dass er bei uns einen guten Abgang hat, dann hätten wir schließlich die Champions League wieder erreicht.“

Für Hoeneß ist auch nach den turbulenten Tagen das Trainer-Amt bei Bayern „die schönste Aufgabe der Welt, weil es keinen Club gibt, wo ein Trainer so viel Unterstützung und Verständnis, so viel Wärme und Backup kriegt.“ Ob das ein Anreiz für van Gaals Nachfolger ist?

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