Bayern startklar für Titeljagd - Schalke-Stimmung mies

Doha (dpa) - Jupp Heynckes konnte entspannt der Rückkehr ins winterliche Münchner Schmuddelwetter entgegenblicken. Der letzte Arbeitsnachweis seiner Fußball-Künstler im sommerlichen Katar war ja schon wieder meisterlich ausgefallen.

„Das Spiel war das Spiegelbild unseres Aufenthaltes in Doha“, resümierte der Trainer zufrieden nach der 5:0 (4:0)-Duftmarke beim Formcheck gegen den FC Schalke 04. Dessen neuer Chefcoach Jens Keller konnte nach dem Desaster im Presseraum des Jassim-Bin-Hamad Stadions nur neidvoll auf seinen erfahrenen Kollegen blicken. „Ich bin natürlich nicht so begeistert wie Jupp - keine Frage“, stöhnte Keller. 2013 hat für Schalke genauso deprimierend begonnen, wie 2012 geendet hatte.

Franck Ribéry & Co. hatten beim abschließenden Probelauf in der Wüste mehr als nur angedeutet, dass kein Bayern-Fan eine dritte titellose Saison befürchten muss. „Wir haben sehr gut gearbeitet. Wir sind bereit für das erste Spiel gegen Fürth“, sagte Ribéry am Dienstagabend. Der schon wieder herausragende Franzose berichtete zwar von „müden Beinen“ nach harten Trainingstagen mit bis zu drei Übungseinheiten, die Gegenspieler hatte er trotzdem leichtfüßig und im Sauseschritt umkurvt. An den ersten vier Toren von Thomas Müller (9./20. Minute) und Mario Mandzukic (33./43.) war Ribéry beteiligt.

„Ich habe nie an ihm gezweifelt“, sagte Heynckes am Mittwoch über Mandzukic. Zur Pause wechselte er fast komplett durch, Torjäger Mario Gomez legte immerhin noch Treffer Nummer fünf nach (63.). „Das Gute ist, dass wir mit Pizarro und Gomez zwei Optionen haben, die zu jeder Zeit spielen können. Bei mir gibt es keine Nummer eins“, sagte Heynckes über die Stürmerhierarchie beim deutschen Rekordmeister.

Auch wenn es nur ein Test- und kein Punktspiel war: Das 5:0 gegen Schalke war schon eine Ansage des Tabellenführers zehn Tage vor dem Rückrundenstart. „So ein Spiel ist wertvoll, das ist etwas anderes als Training. Es war sehr ordentlich, um das Trainingslager gut abzuschließen“, resümierte Arjen Robben. Der Konkurrenzkampf treibt die Profis an. Keiner darf nachlassen, Heynckes genießt die Auswahl: „Jeder kann in der vermeintlichen Stammmannschaft spielen.“

Den Spielern wird er zur Belohnung für die Trainingswoche einen freien Donnerstag gönnen. Aber schon Freitag gehe es mit Vollgas weiter. „Wir müssen uns weiter in dieser Drehzahl vorbereiten“, forderte Heynckes. Die tolle Vorstellung mit schweren Beinen gegen Schalke dürfe man „nicht überbewerten“, mahnte Heynckes. Gefallen hatte sie aber auch ihm rundum: „Chapeau, wie wir arbeiten!“

Beim Gegner gab's nur Schelte. Die Stimmung beim Tabellensiebten, der am Freitag aus Katar zurückkehrt, ist schon wieder im Keller. „So darf man sich in einem Testspiel nicht präsentieren. Gegen Bayern darf man sich keine 5:0-Klatsche leisten“, schimpfte Kapitän Benedikt Höwedes, der auch den taktischen Versuch des offensiven Pressings gegen den Rekordmeister anprangerte. „Wir haben etwas probiert, was gegen die Bayern nicht spielbar ist“, kritisierte Höwedes.

Keller hatte im Training gerade an der Defensive gearbeitet. Von Stabilität und Kompaktheit war aber gar nichts zu sehen. Dazu kommt Verletzungspech: Barcelonas Leihspieler Ibrahim Afellay (Muskel) und Christoph Moritz (Knie) fallen länger aus. Gesperrt sind zum Rückrundenstart in gut einer Woche gegen Hannover 96 zudem Jermaine Jones (Rote Karte) und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (Gelb-Rot). Auch Kyriakos Papadopoulos (Knie-Operation) fehlt noch einen Monat.

Manager Horst Heldt sichtet schon den Transfermarkt: „Wir werden versuchen, zu agieren.“ Von der Mission Champions-League-Platz mochte sich Keller nach der schallenden Bayern-Watschn trotzdem noch nicht verabschieden. „Es ist sicherlich realisierbar“, meinte der Coach. Er baute aber wegen der Personalsituation schon mal vor: „Wenn noch der eine oder andere ausfallen würde, würde es schon langsam eng.“

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