Debüt verpatzt: Skibbe gleich im Abstiegskampf

Nürnberg (dpa) - Am Tag nach dem verpatzen Pflichtspiel-Einstand scheuchte Michael Skibbe sein Personal durch den Berliner Olympiapark. Auslaufen bei Regen und Wind, das Klima wird rauer: Hertha BSC rückt nach dem siebenten sieglosen Spiel nacheinander der Abstiegszone immer näher.

„Wir müssen sehen, dass wir in die Puschen kommen. Wir sind uns bewusst, dass wir enormen Druck haben“, erklärte Ersatz-Kapitän Christian Lell nach der enttäuschenden 0:2-Pleite der Berliner vor 39 117 Zuschauern beim 1. FC Nürnberg.

„Sehr traurig“ war Skibbe nach seinem Hertha-Debüt in der 1. Liga. Denn von all den guten Eindrücken, die der 46-jährige Coach in der Wintervorbereitung von seinem neuen Team gewonnen hatte, war nach den 90 Minuten in Franken nicht mehr viel geblieben. Dennoch vermied der neue Mann, der den im Streit geschiedenen Markus Babbel abgelöst hatte, eine Pauschalkritik: „Wir haben das Spiel besonders in der ersten Hälfte sehr gut kontrolliert, haben sauber kombiniert und defensiv - außer bei Standards - keine Probleme gehabt.“

„Wir haben es nicht geschafft, uns Torchancen herauszuspielen. Es hat der letzte Biss, der letzte Wille gefehlt“, kommentierte dagegen Verteidiger Lell die fade Hertha-Vorstellung - und fand damit wesentlich deutlichere Worte als sein Coach. Ein Kopfball von Lasogga (30. Spielminute) in der ersten Halbzeit und einer von Roman Hubnik (67.) in der zweiten - das war's mit den offensiven Künsten der Berliner. Stattdessen jubelte Nürnberg über die Treffer von Alexander Esswein (43.) und Dominic Maroh (85.). „Hinten standen wir ordentlich. Aber nach vorn wurde es immer dünner“, erklärte Berlins Mittelfeldmann Peter Niemeyer.

Im Hertha-Mittelfeld klaffte ohne den nach einer Roten Karte noch gesperrten Brasilianer Raffael ein kreatives Loch. Ronny, Raffaels ein Jahr jüngerer Bruder, ging völlig unter: Nach 22 Ballkontakten, sechs gelungenen Pässen und sechs Fehlanspielen war der vierte Saisoneinsatz des 25-Jährigen schon zur Pause beendet.

Selbst der sonst mit Kritik zurückhaltende Coach fand klare Worte: „Er hat hier, im Pflichtspiel, nicht so spielerisch stark agiert wie in der Vorbereitung, wie ich mir das gewünscht habe. Ganz im Gegenteil.“ Mit einigen Ballverlusten hatte Ronny Nürnberger Kontersituationen ermöglicht, er konnte das Spiel nie schnell machen. „Er hat sich in Einzelaktionen verzettelt und uns damit nicht die richtigen Impulse gegeben“, sagte Skibbe.

Da auch seine Wechsel mit den Offensivkräften Änis Ben-Hatira, Marco Djuricin und Tunay Torun nicht den erwünschten Effekt brachten, muss Skibbe in den nun folgenden Heimspielen gegen den Hamburger SV und Hannover 96 eine neue Kreativlösung finden. Raffael wird auch in diesen beiden so wichtigen Spielen noch fehlen. In der Tabelle zog der „Club“ durch seinen 319. Sieg im 1000. Bundesligaspiel mit 21 Punkten sogar an Hertha (weiter 20) vorbei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort