Derby-Welle: Nachbarschaftsduelle aktivieren die Fans

Hamburg (dpa) - Zweimal Nord, einmal West - der 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga wird zur Derby-Party. Werder Bremen findet sich am Sonntag zum prestigeträchtigen und mitunter erbitterten Duell beim Hamburger SV ein.

Hannover 96 erwartet am Samstag den von Autobauer VW großzügig gesponserten Nachbarn VfL Wolfsburg zum Niedersachsenderby. Und Fortuna Düsseldorf könnte zum niederrheinischen Duell gegen die Borussen ins 38 Kilometer entfernte Mönchengladbach eigentlich per Fahrrad anreisen.

Derbys aktivieren die Fans. Wenn der HSV und Werder aufeinandertreffen, wird im Stadion selbst bei minus acht Grad der Siedepunkt erreicht. Kurzum: Die Rivalität zwischen beiden Vereinen und den dazugehörigen Fans ist so groß, dass regelmäßig Giftpfeile und manchmal gar die Fetzen fliegen.

Aufreger gab es einige: der brutale Kung-Fu-Tritt von Werders Ex-Torwart Tim Wiese gegen HSV-Angreifer Ivica Olic, das kuriose Papierkugel-UEFA-Cup-Aus des HSV, die 0:6-Klatsche der Hamburger 2004, das bittere Karriere-Ende von HSV-Verteidiger Ditmar Jakobs, weil er sich einen Karabinerhaken des Tornetzes ins Kreuz rammte. Ein tiefer Schock ergriff die Fußball-Fans in Deutschland, als 1982 der Bremer Fan Adrian Maleika nach Überfall von HSV-Hooligans starb. Auch das gehört zum ewigen Nordduell.

Sportlich hatte der HSV zuletzt nichts zu lachen. In der jüngsten Vergangenheit siegte Werder 2:0, 3:1, 2:0. Die größte Demütigung widerfuhr den Hanseaten von der Elbe, als ihnen die Hanseaten von der Weser binnen 19 Tagen alle Titelchancen in DFB-Pokal, UEFA-Cup und Bundesliga raubten. „Dieses Trauma wird aus der Geschichte des HSV nicht mehr zu tilgen sein“, jammerte der damalige Vorstandschef Bernd Hoffmann. Die jüngste Durststrecke geht den HSV-Fans und -Spielern an die Nerven. „Das kann nicht so weitergehen“, stöhnte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen und bestellte bei seinen Mannen einen Sieg. „Ich will auch mal so ein Derby gewinnen“, befand HSV-Trainer Thorsten Fink neidisch.

Das Niedersachsenderby schöpft seine Brisanz in erster Linie aus der Rückkehr von Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking nach Hannover. „Ich war Spieler und Trainer in Hannover. Da habe ich noch viele Freunde“, sagte der 48 Jahre alte Coach. 96-Trainer Mirko Slomka, der gut mit Hecking kann, rät jedoch: „Die freundschaftlichen Beziehungen zu Dieter Hecking müssen wir mal für 90 Minuten außen vorlassen.“

22 Vergleiche gab es bislang, mit zwölf Siegen haben die „Wölfe“ die Nase vorn. Hannover gewann lediglich sechsmal. Obwohl 96 im Hinspiel mit 4:0 siegte, scheinen die Wolfsburger die besseren Karten zu haben. Denn die „Roten“ aus der Landeshauptstadt leisteten sich drei Pflichtspiel-Niederlagen in Serie mit zwölf Gegentoren.

Am Niederrhein geht es weniger heiß her. Gladbach gegen Düsseldorf gehört nach Einschätzung von Spielern und Fans bestenfalls in Derby-Kategorie zwei. Nummer eins in Mönchengladbach ist das Duell gegen den 1. FC Köln. „Der FC ist ganz klar unser Rivale, das waren immer besondere Spiele“, meinte Torhüter Marc-Andre ter Stegen. Nun kommt es zum ersten Duell mit der Fortuna in Mönchengladbach seit 16 Jahren. Da passt es in friedliche Bild, dass Düsseldorfs Außenverteidiger Tobias Levels und Johannes van den Bergh in Gladbach wohnen. Und zwar dort, wo noch vor Jahren das Bökelberg-Stadion stand.

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