Die Liga boomt — trotz der deutschen Gewaltdebatte

DFL-Chef Christian Seifert fordert mit Nachdruck ein eindeutiges Votum der 36 Clubs.

Frankfurt. Im 50. Jahr ihres Bestehens boomt die Fußball-Bundesliga. Das hat viel mit der Deutschen Fußball-Liga DFL zu tun, und da vor allem mit Christian Seifert. Seit dem 1. Juli 2005 ist der 43-Jährige Vorsitzender der Geschäftsführung. Viele halten ihn für einen Glücksfall.

Dieses Glück scheint momentan bedroht. Von der Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball. Und deshalb gibt sich der Chef vor der Tagung der DFL alarmiert. „Wir brauchen am 12. Dezember eine einheitliche Entscheidung der Clubs“, fordert Seifert in einer Journalistenrunde in Frankfurt.

Seifert scheut nicht davor zurück, eigene Fehler der DFL und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in dieser Debatte einzuräumen, aber man könne im Hinblick auf die Pyrotechnik „als Sportverband nicht etwas legalisieren, was gesetzlich verboten ist“.

Angesichts der Ablehnung des Positionspapiers „Sicheres Stadionerlebnis“ durch Clubs wie Union Berlin, den FC St. Pauli, den VfL Wolfsburg und den VfB Stuttgart sagt Seifert, dass „die Liga ein schlechtes Bild abgibt“ und lässt auch einige Vereinspräsidenten nicht unkrititisiert, die in dieser Debatte Sympathiepunkte bei den Fans machen wollen: „Ob sich ausgerechnet die Sicherheitsdebatte dazu eignet, Stimmen zu holen, möchte ich doch sehr bezweifeln.“

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte es zuletzt als nicht mehr hinnehmbar bezeichnet, dass „bundesweit 1,9 Millionen Arbeitsstunden der Polizei notwendig sind, um die Sicherheit in der Bundesliga zu garantieren“.

8143 Strafverfahren in der vergangenen Saison lagen 70 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zwölf Jahre, die „Bild“-Zeitung gefiel sich in der Veröffentlichung einer „Hitliste“ gewaltbereiter „Fans“. Seifert entgegnet entschieden: „Unsere Stadien sind sicher, das Gewaltproblem wird überzeichnet. Trotzdem müssen wir handeln. Wenn nicht, wird die Politik Fakten schaffen.“

Seifert lässt keinen Zweifel am Erfolgsmodell Bundesliga. Nur in Kuba und Afghanistan wird sie noch nicht übertragen, 450 000 Sendestunden weltweit bedeuten Rekord. Noch sind Italien, Spanien und England in der weltweiten Vermarktung führend, aber die Liga holt beständig auf. „Die Zeiten, wo Medienrechte vermarkten bedeutete, mit Leo Kirch essen zu gehen, sind lange vorbei“, sagt Seifert.

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