Für höhere Bayer-Ziele „reicht es nicht“

Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusen ist ein Spitzenteam - aber zu selten über 90 Minuten. Auch beim am Ende glücklichen 2:2 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 ließ der fünfmalige Meisterschaftszweite wertvolle Zähler liegen.

„Für die höheren Ziele reicht es dann eben nicht“, musste Trainer Sascha Lewandowski ernüchtert feststellen. Hätte die Werkself beim 1:1 gegen Mönchengladbach, beim 2:2 in Stuttgart und jetzt beim 2:2 gegen Mainz aus ihrer Flut von Möglichkeiten drei Siege gemacht, stünden die Bayer-Profis nach acht Spieltagen in der Fußball-Bundesliga richtig gut da. „Das kann nicht sein“, haderte Leverkusens „Lebensversicherung“ Stefan Kießling, der beim 1:0 vor 28 077 Zuschauern in der 43. Minute seinen fünften Saisontreffer erzielte. 2012 war er schon 18 Mal erfolgreich.

Hätte, wenn, aber - es hilft alles nichts: In der Bilanz sind zwölf Punkte nach acht Spielen zu wenig für die Ansprüche unter dem Bayer-Kreuz. Und es folgt ein Mammut-Programm: Schon am Donnerstag muss Leverkusen in der Europa League bei Rapid Wien antreten, drei Tage später steht die Aufgabe beim enteilenden Startrekord-Ensemble von Bayern München an. Bis Dezember sind es noch neun Erstligapartien, vier im Europacup und mindestens eine im DFB-Pokal.

14 Begegnungen binnen 56 Tagen - ein heftiges Szenario. Mit einer klaren Zielsetzung: „Bis Weihnachten wollen wir näher an die Spitzenvereine ran“, gab Teamchef Sami Hyypiä die Richtung vor. Diese Intention wird schwer umsetzbar sein, wenn die Protagonisten weiter so instabil sind. Sie spielen zeitweise tollen Fußball, aber sie treffen zu selten, wenn es drauf ankommt.

„Wie abgeschnitten“ - Lewandowski wirkte ratlos ob der zweiten 45 Minuten gegen Mainz. Da lief fast nichts mehr: „Immerhin haben wir das 2:2 erzwungen; das ist positiv.“ Und doch standen sie nach den Gegentreffern des Ungarn Adam Szalai (58.) und des in der 67. Minute eingewechselten ehemaligen Bayer-Profis Marcel Risse (76.) vor der ersten Heimniederlage dieser Spielzeit.

Gonzalo Castro bewahrte sein Team mit dem 2:2 (87.) davor. Sekunden früher hatte der Österreicher Andreas Ivanschitz frei vor Bayer-Schlussmann Bernd Leno die Entscheidung auf dem Fuß - und vergab kläglich. Als „bitter und ärgerlich“ empfand Gästecoach Thomas Tuchel den späten Ausgleich. Risse, der erstmals seit 434 Tagen wieder einen Bundesligatreffer erzielte, war bedient: „Das ist echt enttäuschend. Nach 90 Minuten fühlt sich das wie eine Niederlage an.“

Lewandowski und Castro fordern jetzt schnelles Lernen bei Bayer. „Wir müssen abgeklärter werden“, regte der Torschütze zum 2:2 an. Und sein Trainer hielt angesichts der wirklich guten ersten 45 Minuten fest: „Wir bekommen Konstanz in unsere Spielweise - aber nicht über die gesamten 90 Minuten.“ Wolle man die vielfach angesprochenen „höheren Ziele“ erreichen, „dürfen wir nicht nur über 45, 50 oder 55 Minuten so spielen, sondern auch mal über 80 oder mehr“.

In Mainz scheint das Tuchel-Programm unterdessen immer intensiver zu greifen. Der 05er-Trainer sprach von einem „Klebstoff-Effekt“. „Die Mannschaft ist nochmal enger zusammengerückt.“ Und sieben Punkte aus drei Spielen, davon zwei auswärts - „das ist alles so okay“.

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