Gestörter Weihnachtsfrieden: Hohn für Bayer-Profis

Leverkusen (dpa) - Selbst die eigenen Fans verhöhnten die Verlierer. „Und ihr wollt gegen Barça spielen“, spotteten die Anhänger von Bayer Leverkusen beim peinlichen 0:3 (0:2) ihres Teams gegen den 1. FC Nürnberg.

Der Freude über das Traumlos FC Barcelona in der Glitzerwelt Champions League folgte die ernüchternde Rückkehr in den grauen Bundesliga-Alltag. Ähnlich verstimmt wie die Zuschauer reagierte Rudi Völler auf den unsäglichen Schlussakt einer dürftigen Hinrunde. „Das war eine Katastrophe, wie wir uns vor allem in der 1. Halbzeit präsentiert haben“, klagte der Leverkusener Sportchef.

Nur einen Tag nach der Auslosung des Achtelfinales in der Champions League mochte kein Leverkusener mehr über das anstehende Highlight gegen die Weltstars um Lionel Messi und Xavi reden. Die Gegentreffer von Daniel Didavi (8.), Jens Hegeler (22.) und Tomas Pekhart (73.) sorgten bei Völler für neuerliches Rätselraten über die Formschwankungen des Teams: „Wir liegen vier, fünf Punkte hinter dem Plan. Da stimmt irgendetwas nicht. Das läuft unrund - nicht nur heute, sondern auch schon in einigen anderen Spielen.“

Angesichts der schlechtesten Hinrundenbilanz seit fünf Jahren kündigte der Sportchef Kurskorrekturen an: „Das einzige Positive ist, dass man nach solch einem Spiel Dinge zur Sprache bringt, die ansonsten unter den Teppich gekehrt worden wären.“ Dabei soll laut Völler jedoch weniger über die Arbeit von Trainer Robin Dutt als vielmehr über die Einstellung einiger Profis diskutiert werden: „Man würde es den Spielern zu einfach machen, wenn man sagt, die Mannschaft versteht den Trainer nicht.“

Wie Völler sprach auch Wolfgang Holzhäuser von einer enttäuschenden Hinrunde und vermied öffentliche Kritik an der Arbeit von Dutt: „Selbstverständlich vertrauen wir unserem Trainer. Die Pläne sehen vor, dass er das Trainingslager zur Vorbereitung auf die Rückrunde leitet. Und es gibt keinen Grund, diese Pläne zu ändern.“

Ohne Mumm und Spielwitz brachten sich die Leverkusener um die Chance, den Abstand zu den ersten vier Tabellenplätzen zu verringern, und wurden abermals Opfer ihrer Heimschwäche. Dagegen boten die Nürnberger nur eine Woche nach dem schwachen Spiel gegen Hoffenheim eine ansprechende Leistung. Die Erleichterung stand Trainer Dieter Hecking ins Gesicht geschrieben: „Damit sind wir wieder am Leben. Und das hatten uns einige schon abgesprochen.“

Anders als zuletzt überzeugte sein Team durch große Effizienz. Gleich die ersten beiden Chancen wurden eiskalt genutzt. Dass sogar der bisher torlose Daniel Didavi traf, passte ins Bild. „Das war eine überragende Mannschaftsleistung. Heute waren elf beziehungsweise 14 Krieger auf dem Platz“, lobte Torhüter Raphael Schäfer. Und auch Sport-Vorstand Martin Bader atmete kräftig durch: „So können wir in der Winterpause ruhig arbeiten.“

Doch bevor es in die Weihnachtsferien geht, steht den Nürnberger im Achtelfinale des DFB-Pokals ein weiterer Kraftakt bevor. Eine Niederlage am Dienstag im 254. Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth könnte die zurückgewonnene positive Stimmung wieder eintrüben. Doch der Sieg von Leverkusen vergrößerte bei Schlussmann Schäfer die Vorfreude auf den Klassiker: „Von nun an denken wir an das Derby. Wir wollen unserer Favoritenstellung gerecht werden.“

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