Hertha mit quälenden Fragen - Luhukay braucht Lösungen

Berlin (dpa) - Die nochmalige öffentliche Nachbereitung des Vorweihnachts-Debakels ersparte Jos Luhukay sich selbst und den frustrierten Spielern von Hertha BSC.

Hertha mit quälenden Fragen - Luhukay braucht Lösungen
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Kein Auslaufen mehr vor den Fans, keine Medientermine, keine zusätzlichen Nachfragen zur dritthöchsten Heimschlappe in der Bundesliga-Geschichte des Hauptstadtclubs: Das peinliche 0:5 zum Hinrunden-Abschluss gegen 1899 Hoffenheim hatte ein frohes Fest für den Berliner Verein und seine Anhänger ohnehin schon in den Status eines frommen Wunsches versetzt. „Es ist bitter, dass wir die Fans mit so einem Negativerlebnis in die Weihnachtspause schicken“, bemerkte Defensivmann Jens Hegeler.

Auch die Profis selbst und die sportliche Leitung müssen sich über die Feiertage und den Jahreswechsel mit Fragen quälen, die Hertha im gesamten Jahr 2014 nicht lösen konnte. Die nur 13 Punkte in der Rückrunde 2013/14 waren noch nicht dramatisch ins Gewicht gefallen, da sich der damalige Aufsteiger zuvor eine komfortable Position gesichert hatte. „Wir haben vor der Saison einen Kader zusammengestellt mit der Überzeugung, dass wir es in dieser Saison besser machen. Das ist leider nicht eingetreten“, räumte Luhukay ein.

Die Star-Einkäufe John Heitinga, Salomon Kalou und Valentin Stocker erlebten das Debakel gegen 1899 nur auf der Tribüne beziehungsweise als späte Einwechselspieler. „Im Fußball“, so bemerkte Herthas Coach, habe man eben „nie eine Garantie“. So bleibt es bei den Problemen, die seit Wochen, ja gar Monaten bekannt sind. „Wir haben schnelle Gegentore gefangen. Wir machen leichte Fehler“, analysierte Hegeler.

„Wir kriegen defensiv keine Kontrolle, helfen bei den Gegentoren selbst kräftig mit“, erklärte Luhukay das Hauptmanko zum x-ten Mal. Abstellen konnte es sein Team nur in einigen wenigen Spielen wie beim 1:0-Heimsieg gegen Dortmund. Das hatte sich auch schon beim bitteren 4:4 in Frankfurt gezeigt, als ein 3:0-Vorsprung in letzter Minute verspielt worden war. Gegen 1899 schraubten ein Eigentor von John Anthony Brooks, zwei verwandelte Foulelfmeter von Sejad Salihovic sowie Treffer von Sven Schipplock und Sebastian Rudy das Gegentorkonto auf 35 nach oben - mehr kassierte nur Bremen (39).

Die Schuld dafür wird aber nicht am Keeper Thomas Kraft festgemacht. „Sowohl als Torwart als auch als Typ ist er ganz wichtig für die Mannschaft“, begründete Manager Michael Preetz die vorzeitige Vertrags-Verlängerung. Die Zusammenarbeit mit dem 26-Jährigen wird zumindest bis zum 30. Juni 2017 fortgesetzt.

Mit 18 Zählern „überwintert“ Hertha nur einen Punkt über der Abstiegszone, verschlechterte durch die dritthöchste Bundesliga-Heimschlappe der Vereinsgeschichte - zweimal verlor Hertha mit 0:6 2011/12 gegen Bayern und 1979/80 gegen den HSV - auch noch drastisch das bislang recht ordentliche Torverhältnis. „Das ist sehr enttäuschend“, erklärte Julian Schieber, der als bisher bester Hertha-Torschütze (6) gegen Hoffenheim auch nichts bewegen konnte.

Nach der „Riesenenttäuschung“ vor der Winterpause müsse sein Team die Stabilitäts- und Defensivprobleme „schnellstmöglich abstellen“, sagte Luhukay. Die zwei Wochen Pause würden auch ihm nun die Chance auf eine nochmalige Analyse geben. Hoffnung macht dem Trainer die Effektivität in der Offensive: „Wir sind eine der besten Mannschaften, was die Chancenverwertung betrifft.“

Der Niederländer muss es allerdings schaffen, Balance und System in seine Reihen zu bekommen. Neues Personal sei dazu nicht unbedingt erforderlich: „Ich bin der Letzte, der in der Öffentlichkeit nach neuen Spielern ruft.“ Er freue sich vielmehr auf die Rückkehr der Langzeitverletzten Fabian Lustenberger und Sebastian Langkamp, „die beide für Stabilität und Sicherheit stehen“, ergänzte Luhukay.

Hoffenheim kann da als Vorbild gelten: 52 Punkte im gesamten Jahr 2014. „Eine tolle Sache“, unterstrich 1899-Coach Markus Gisdol nach dem Bundesliga-Rekordsieg: „Wir tun gut daran, die 26 Punkte der Hinrunde unter den Baum zu legen, zwei Wochen zu verschnaufen und uns dann neu zu konzentrieren.“ Bei Hertha klingt das weniger entspannt.

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