Hoffenheim vergrault Fans: Umbruch ist die Folge

Sinsheim (dpa) - Es ist erst drei Jahre her, dass 1899 Hoffenheim als Tabellenführer und viel bestauntes Phänomen in eine Rückrunde ging. Doch mittlerweile ist aus der damals größten Attraktion der Fußball-Bundesliga eine graue Maus geworden.

Beim faden 0:0 gegen Hannover 96 traf die TSG nicht einmal gegen eine stark ersatzgeschwächte Notelf das Tor. Und langsam aber sicher vergrault die magere Heimbilanz von nunmehr vier Unentschieden am Stück auch noch die Fans: 24 800 Besucher bedeuteten jedenfalls den schlechtesten Wert in der noch jungen Bundesliga-Geschichte des Vereins.

„Ärmel hochkrempeln, weiter arbeiten. Mehr können wir im Moment nicht tun“, meinte Trainer Holger Stanislawski. Was genau ihm in der Zukunft vorschwebt, hatte er bereits vor dem Spiel verraten. „Wir werden im Sommer den nächsten Schnitt machen“, sagte er da.

Genau genommen hat dieser Umbruch längst begonnen: Chinedu Obasi (Schalke 04) ist schon weg, der vom VfB Stuttgart umworbene Vedad Ibisevic und Andreas Ibertsberger könnten noch in dieser Woche folgen. Im Juni endet dann die Zeit von Tobias Weis und vielleicht auch Sejad Salihovic im Kraichgau. Mit dem Herbstmeister der Saison 2008/09 hat die TSG von heute auch personell nicht mehr viel zu tun.

Stanislawski ist das ganz recht. Der große Hoffnungsträger von Hoffenheim gibt einen Konzept-Fußball vor und bekommt noch viel zu häufig eine Art Schulhof-Fußball zu sehen. Spieler wie Ryan Babel oder Roberto Firmino schnappten sich auch gegen Hannover gern den Ball, nur um damit unter Nichtbeachtung besser postierter Mitspieler nach vorne zu rennen. Es gibt kaum eine zweite Mannschaft in dieser Liga, die gleichzeitig so kopf- und emotionslos spielt.

Der Trainer und Manager Ernst Tanner stellten sich am Samstag zwar demonstrativ vor ihr Team, etwa als Stanislawski betonte: „Wir haben eine sehr, sehr junge Mannschaft. Und wir haben eine deutlich schlechtere zweite Halbzeit, aber eine gute erste Halbzeit gespielt.“ Tanner beklagte die Anspruchshaltung rund um den Verein. „Das ist Usus hier, dass wir auf Platz acht und im Pokal-Viertelfinale stehen und die Leute nicht zufrieden sind“, sagte er. „Ich sehe durchaus ein Team auf dem Platz, in dem jeder dem anderen helfen will.“

Trotzdem verändern die beiden schon jetzt das Gesicht dieses Teams, so weit das nur geht. Die zwei Neuzugänge der Winterpause waren zuvor nur Experten ein Begriff: Der Liechtensteiner Sandro Wieser kam vom FC Basel, Stefan Thesker von Twente Enschede. Beide fehlten gegen 96 noch verletzt, dafür standen die jungen Tobias Strobl und Joseph-Claude Gyau aus der zweiten Mannschaft im Kader.

Noch auffälliger ist die Entwicklung von Jannik Vestergaard, der eine starke Leistung bot und Hannoveranern wie Daniel Royer und Moritz Stoppelkamp in nichts nachstand. Während die den Ausfall von gleich acht kranken, verletzten oder zum Afrika Cup gereisten 96-Profis mit auffingen, behob der 19 Jahre junge Däne die großen Hoffenheimer Abwehr-Sorgen. „Er hat das super gemacht“, lobte Tanner. „Aber das ist auch eine natürliche Folge davon, dass wir viel in junge Leute investieren. Andere“, sagte er, „werden folgen.“

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