Hoffenheim will unter Trainer Kurz einen Neuanfang

Zuzenhausen (dpa) - 15 Tage nach seiner Verpflichtung hat Marco Kurz der abstiegsbedrohten TSG 1899 Hoffenheim erstmals Beine gemacht. Der neue Coach des Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga ließ die Profis zum Trainingsauftakt in Zuzenhausen gleich über zwei Stunden schwitzen.

„Wir haben nicht viel Zeit“, erklärte der 43-Jährige. Ordentlich ranhalten muss sich auch Tim Wiese: Der Ex-Nationaltorwart bekommt von Kurz keinen Freifahrtschein. „Wir haben drei gute Torhüter. Und wir haben in der Vorbereitung Zeit, wo sich jeder präsentieren kann“, sagte der 1899-Trainer auf die Frage, ob Wiese die Nummer 1 ist. Der frühere Bremer hatte in der Vorrunde teilweise desolate Leistungen gezeigt und war - ausgerechnet als er sich verletzte - vom damaligen Coach Markus Babbel degradiert worden. Seitdem stand der 20-jährige Belgier Koen Casteels zwischen den Pfosten. Auch seine Kapitänsbinde hat Wiese nicht mehr sicher, auch wenn Kurz sagte: „Darüber habe ich mir bis jetzt noch gar keine Gedanken gemacht.“

Einen neuen Schlussmann werde Hoffenheim jedenfalls nicht holen, sagte Kurz. „Wir halten die Augen offen, wollen die Defensive stärken“, erklärte der frühere Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Vor allem im defensiven Mittelfeld gebe es Bedarf: U 21-Nationalspieler Sebastian Rudy stand nach seiner Sprunggelenksoperation im Dezember mit Krücken am Spielfeldrand. Er fällt noch etwa drei Monate aus. Beim Vorbereitungsstart fehlte ansonsten nur der Brasilianer Roberto Firmino, der wie verabredet erst am Donnerstag dabei ist.

Mit Neuverpflichtungen vor dem Rückrundenstart am 19. Januar gegen Borussia Mönchengladbach, so Manager Andreas Müller, sei es „sehr, sehr schwierig. Die Möglichkeiten sind begrenzt“. Die TSG hat zwar die Talente Junior Ponce (Alianza Lima/Peru) und Zach Pfeffer (Philadelphia Union/USA) unter Vertrag genommen, doch diese spielen in der Rückrunde noch bei ihren Clubs.

Nach der schlechtesten Bundesliga-Hinrunde seit dem Aufstieg 2008 und zuletzt sechs Niederlagen hintereinander trennen die Hoffenheimer bereits sieben Punkte vom Nichtabstiegsplatz. „Wir wollen einen Neuanfang machen, das ist klar“, sagte Müller. „Wir haben große Hoffnung, dass wir uns als Team, als Einheit präsentieren.“

Kurz kennt diese prekäre Situation: Er war mit Kaiserslautern vor einem Jahr in den Tabellenkeller gerauscht und am 20. März nach 16 sieglosen Spielen beurlaubt worden. Unter seinem glücklosen Nachfolger Krassimir Balakow stiegen die „Roten Teufel“ am Ende ab.

Der neue TSG-Trainer forderte in seiner Ansprache vor der Mannschaft, dass die Spieler „mit der Situation sehr offensiv umgehen, dass sie sich nicht verstecken.“ Wenn sich jetzt noch ein Profi Alibis oder Nischen suche, „dann wäre das Wahnsinn“. Die 250 Fans am Zaun des Trainingsgeländes begrüßten die Spieler sogar mit Applaus. Kurz sah es nach der ersten Übungseinheit und vor dem Flug ins Trainingslager am Montag nach Portimao/Portugal ganz nüchtern: „Wenn ein neuer Trainer da ist, wird die Mannschaft nie einen schlechten Eindruck machen am ersten Tag.“

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