Hoffenheim wirft Compper aus Kader

Zuzenhausen (dpa) - Eklat beim abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim: Der Tabellen-16. hat mit schweren Vorwürfen Abwehrspieler Marvin Compper aus dem Kader geworfen.

Der 27-Jährige wird beim Abstiegskandidaten von sofort an mit der U 23-Mannschaft trainieren, erklärten die Kraichgauer in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig gaben sie die Verpflichtung des argentinischen Innenverteidigers David Abraham vom spanischen Erstligisten FC Getafe bekannt.

„Marvin hat uns in mehreren Gesprächen mitgeteilt, dass er sich mit der schweren Aufgabe hier in Hoffenheim nicht identifizieren und für den Kampf um den Klassenerhalt nicht mehr motivieren kann. Uns blieb daraufhin keine andere Wahl, als ihn aus dem Trainingsbetrieb der Profis zu nehmen“, sagte Manager Andreas Müller. Comppers Vertrag läuft zum Saisonende aus.

Sein Berater Ran Ronen bestätigte der Nachrichtenagentur dpa, dass sein Klient in der Winterpause um Freigabe gebeten hatte und spätestens im Sommer nach fünf Jahren gehen werde. Er betonte aber auch: „Marvin ist kein Typ, der das Handtuch wirft. Dass er sich nicht mit dem Abstiegskampf identifizieren könne, das ist einfach nicht so. Er will sich in jedem Training verbessern und hätte sich auch weiterhin voll reingehängt.“ Compper fühle sich im Kraichgau „unheimlich wohl“ und habe im vergangenen Jahr zwei gute Angebote von deutschen Clubs abgelehnt, weil er noch immer Großes mit Hoffenheim vor hatte.

Der Routinier war in der Hinrunde Stammspieler und bestritt 16 von 17 Begegnungen von Beginn an und vertrat zeitweise den verletzten Torhüter Tim Wiese als Kapitän. Vergangene Woche war er von seinen Kollegen in den Mannschaftsrat gewählt worden. In der Vorbereitung konnte er wegen einer Verletzung nur eingeschränkt trainieren und saß zum Rückrunden-Auftakt am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (0:0) nur auf der Bank.

Müller sagte, er habe eine Freigabe „kategorisch abgelehnt“. „Mich kann im Fußball eigentlich nichts mehr überraschen, aber von der Vehemenz im Auftreten von Marvin und seinem Berater und ihrem kompromisslosen Vorgehen bin ich schon sehr überrascht“, meinte der Manager auf Nachfrage. „Einer, der sich nicht mehr in den Dienst der Sache stellen will, hat bei der Mannschaft auch nichts mehr verloren.“ Falls ein akzeptables Angebot für Compper komme, sei man gesprächsbereit.

Der gebürtige Tübinger war 2008, als die TSG in die Bundesliga aufstieg, von Borussia Mönchengladbach nach Hoffenheim gekommen. Am 19. November 2008 bestritt er sogar ein A-Länderspiel beim 1:2 gegen England und war somit erster Nationalspieler des einstigen Dorfclubs. Kein TSG-Profi hat so viele Bundesliga-Spiele bestritten wie Compper (140).

Gegen Gladbach wurde Compper von Jannik Vestergaard gut vertreten, künftig könnte diese Rolle Abraham ausfüllen. Der Argentinier ist der zweite Winter-Einkauf der TSG nach dem peruanischen Rechtsaußen Luis Advincula. Angaben zu den Ablösemodalitäten machte die TSG nicht, der 26 Jahre alte Neuzugang erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016.

Abraham absolvierte in der laufenden Spielzeit neun Partien für den Tabellenelften der Primera Division, zuvor stand er beim FC Basel unter Vertrag, wo er auch in der Champions League zum Einsatz kam. Manager Müller lobte dessen Einstellung: „David Abraham hat vom ersten Gespräch an eine hohe Bereitschaft gezeigt, diese schwierige Mission hier in Hoffenheim anzunehmen. Ich bin überzeugt, dass er uns helfen wird.“ Für den neuen Cheftrainer Marco Kurz, der am Samstag im Spiel bei Eintracht Frankfurt auf den ersten Sieg hofft, hat Abraham „für sein Alter sehr viel Erfahrung auf höchstem Niveau, das ist jetzt ganz wichtig für uns“.

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