HSV-Trainer Zinnbauer: „Ich habe Bock auf 1. Liga“

Hamburg (dpa) - Erfrischend, selbstbewusst und mit klaren Ansagen hat sich Trainer-Nobody „Joe“ Zinnbauer bei seiner ersten Pressekonferenz vor einem Dutzend Kamerateams gezeigt.

HSV-Trainer Zinnbauer: „Ich habe Bock auf 1. Liga“
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„Ich bin kein Neuling. Ich bin seit dem 26. Lebensjahr im Trainergeschäft, auf die Chance arbeitet man jahrelang hin. Ich habe Bock auf die erste Liga“, sagte der Nachfolger des beurlaubten Mirko Slomka beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV.

Schon um kurz vor sieben Uhr morgens war der 44-Jährige an seinem ersten Arbeitstag als Chefcoach am Hamburger Volkspark vorgefahren. „Die Türen waren zugesperrt, aber ich habe einen Schlüssel“, sagte er mit einem Lächeln und beschrieb sich selbst als akribisch, leidenschaftlich und erfolgshungrig.

Sein Vertrag als U23-Coach läuft noch zwei Jahre, angepasst wurde er in der Kürze der Zeit noch nicht. „Wenn Didi mir zwei Jahre die Chance gibt, nehme ich sie gern“, sagte der Nachfolger von Mirko Slomka launig in Richtung des Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer.

Double-Gewinner Bayern München als Gegner am Samstag bezeichnete Zinnbauer als beste Mannschaft der Welt. Aber Angst hat der ehemalige Zweitliga-Spieler nicht vor der großen Aufgabe: „Alle rechnen damit, dass wir verlieren, keiner traut uns was zu. Es gibt nix Einfacheres auf dem Papier.“ Sein Spielkonzept ist von Balldominanz und erfrischendem Offensivfußball geprägt, wie er zuletzt mit dem Startrekord der U23 von acht Siegen bewiesen hat.

Bei seiner ersten Ansprache an die Profis machte er schnell deutlich, dass er sich eine leidenschaftliche Einheit wünscht. Ansetzen werde er am Kopf und versuchen, einen Mannschaftsgeist zu wecken. Wer nicht mitzieht, wird ersetzt: „Wenn es nicht funktioniert, hole ich Spieler der U23, das ist mir völlig egal.“

Natürlich darf der Trainer-Nobody gegen die Bayern verlieren, aber danach wird die HSV-Führungsriege um Beiersdorfer genau beobachten, wie sich die Mannschaft weiterentwickelt. Und das Programm der nächsten Wochen ist happig: Nach den Bayern muss der HSV nach Mönchengladbach, danach stehen das Heimspiel gegen Frankfurt und die Auswärtspartie in Dortmund an.

Es heißt, Zinnbauer fordere viel von seinen Spielern, gebe aber auch viel zurück. Nach einer halbstündigen Begrüßung der Mannschaft hinter verschlossenen Türen betrat Zinnbauer unter dem Applaus der Fans am Morgen den Trainingsplatz vor der Arena. Zum Einstieg ließ der 44-Jährige gleich den Ball laufen, nur am Fuß hatten die Spieler die Kugel zunächst nicht: Wie Basketballer dribbelten sie über den Platz, anschließend köpften sie sich die Bälle zu.

„Nur ein Kontakt, meine Herren“, rief Zinnbauer und machte mit lauten Ansagen gleich klar, wer der neue Chef ist. „Da muss Tempo rein!“ Auch in den ersten Kombinationsübungen legte Zinnbauer Wert auf schnelle Aktionen, während er, die Hände auf dem Rücken verschränkt, über den Platz marschierte. Im ersten Trainingsspiel unter dem neuen Coach standen der frühere Kapitän Heiko Westermann und Torwart Jaroslav Drobny in der vermeintlichen A-Elf. Drobny hatte im vergangenen Spiel gegen Hannover 96 René Adler aus dem Tor verdrängt. „Das heißt bei mir aber nichts“, sagte Zinnbauer.

Der 44-Jährige wurde im Sommer vom ehemaligen Sportdirektor Oliver Kreuzer als Nachfolger des erfolglosen Rodolfo Cardoso für den Bundesliga-Unterbau geholt. Zuvor coachte er die fünftklassige U23 des Karlsruher SC. Vor fünf Monaten machte er seine Lizenz als Fußballlehrer. Beim FSV Mainz 05 spielte er gemeinsam mit den heutigen Profi-Trainern Jürgen Klopp und Torsten Lieberknecht. „Kloppo hat mal gesagt, wir zwei Blinden können nicht Fußball spielen, aber vielleicht packen wir es ja als Trainer“, sagte Zinnbauer.

Lob kam auch aus dem fernen Monaco von Ex-HSVer Hakan Calhanoglu nach dem Champions-League-Spiel von Bayer Leverkusen: „Er ist für mich ein super Trainer und ich hoffe, dass er die ersten Punkte für HSV holt.“

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