Ibisevic knipst dreimal: „Ein perfekter VfB-Tag“

Stuttgart (dpa) - Euphorie sieht anders aus. Mit professioneller Gelassenheit quittierte Vedad Ibisevic die Fragen zu seinem zweiten Dreierpack in der Fußball-Bundesliga.

„Ich freue mich riesig, dass es so läuft. Das war ein perfekter VfB-Tag“, fasste der schwäbische Dauertorjäger nach dem 3:1 (2:1) gegen den FC Schalke 04 zusammen. „Wir dürfen aber nicht abheben, denn die Bundesliga ist sehr eng.“

Quasi im Alleingang hatte der 28-Jährige die Mannschaft von Coach Huub Stevens in die Krise geschossen. Dreimal war der Bosnier zur Stelle (2. Minute, 38./Foulelfmeter, 61.), dreimal musste der frühere Stuttgarter Keeper Timo Hildebrand hinter sich greifen. Das letzte Mal war Ibisevic dieses Kunststück am 27. September 2009 gelungen. Beim 5:1 der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hertha BSC hatte er sogar innerhalb von nur 21 Minuten dreimal getroffen.

Mit zehn Treffern thront der 43-malige Nationalspieler nun an der Spitze der Torjägerliste und muss sich Vergleiche mit einstigen VfB-Größen gefallen lassen. Ibisevic ist der erste Stuttgarter nach dem heutigen Sportdirektor Fredi Bobic und Giovane Elber, der zweistellig in einer Hinrunde traf. Bobic und Elber hatten 1996/97 ebenfalls zehnmal getroffen.

Vor allem der zweite Streich gegen die kriselnden Schalker sagt viel über die Qualitäten dieses Alleinunterhalters im schwäbischen Sturm aus. Denn Ibisevic hatte erst eine Woche zuvor beim 1:0 gegen Fürth die Chance vom Punkt vergeben. „Hätte er verschossen, hätte es Ärger gegeben“, meinte Zdravko Kuzmanovic augenzwinkernd.

Aber Ibisevic hält sich zumindest auf dem Rasen mit Selbstzweifeln nicht lange auf. In der Regel verwandelt er cool. Darauf ist der VfB angesichts der dünnen Personaldecke auch angewiesen. „Er ist ein Knipser“, meinte Kuzmanovic. „Er war überragend“, lobte Keeper Sven Ulreich. Und Coach Bruno Labbadia stärkte Ibisevic auch für knifflige Situationen nochmals demonstrativ den Rücken. „Menschen, die mutig sind, muss man unterstützen“, sagte der 46-Jährige.

Was sich beim VfB derzeit abspielt, ist auch der große Verdienst von Labbadia. Fast schon still und heimlich hat sich der Meister von 2007 nach oben gearbeitet. Nach dem dritten Sieg in Serie haben die Schwaben nach Punkten mit Schalke (25) gleichgezogen, der Champions-League-Platz ist nur zwei Zähler entfernt.

„Wir sind still von hinten gekommen. Uns hatte niemand auf dem Zettel“, bemerkte Kuzmanovic. Und angesichts des Sensationssiegs gegen Schalke, wie ihn Labbadia bezeichnete, konnte sich der Coach auch einen Seitenhieb nach dem jüngsten 0:1 in der Europa League nicht verkneifen: „Nach Molde hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass hier Untergangsstimmung herrscht.“

Dabei hat sich der VfB in der oberen Tabellenregion festgesetzt, überwintert in Europa und kann gegen den 1. FC Köln am 19. Dezember das Viertelfinale im DFB-Pokal erreichen. Ibisevic sei dank. Er freut sich nun auf die erste nicht-englische Woche seit langer Zeit: „Es tut gut, Zeit mit der Familie zu verbringen.“

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