„Keine graue Maus“: FCN zuversichtlich im Abstiegskampf

Nürnberg (dpa) - Vor dem Knaller-Derby gegen den FC Bayern ist der leise Optimismus beim 1. FC Nürnberg wieder etwas der Abstiegsangst gewichen.

Trotz dreier Pleiten in der Fußball-Bundesliga am Stück und einem schweren Restprogramm mit dem Rekordmeister, Schalke 04, Bayer Leverkusen und dem Hamburger SV als Gegner glaubt Sport-Vorstand Martin Bader aber fest an den Klassenverbleib. „Ich bin sicher, wir werden die zwei, drei Siege holen, die noch nötig sind, um in der Liga zu bleiben. Wir werden nicht absteigen!“, sagte der 44-Jährige im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Es wäre jetzt brutal abzusteigen. Jetzt sind wir gerade mal dran, ein wenig durchzuatmen.“

Mit Blick auf Samstag macht sich Bader wenig Illusionen. Gegen die wiedererstarkten Münchner stehen die Franken vor einer großen Herausforderung. „Ich könnte mich jetzt hinstellen und sagen: Ach du scheiße - hoffentlich kriegen wir nicht fünf oder sechs wie Hertha. Aber wenn wir mit Leidenschaft spielen, dann ist es auch einmal gut möglich, den Bayern ein Bein zu stellen“, sagt Bader.

Nach einem Zwischenhoch und winzigen Europa-League-Hoffnungen im Vereinsumfeld sind die Franken inzwischen wieder im unteren Mittelfeld gestrandet, der Blick geht gen Tabellenkeller. Nur vier Zähler beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz. Die knappe Konstellation will, dass sieben Spieltage vor Schluss noch fast die halbe Liga zittern muss - so auch der „Club“. Für Bader gehören die alljährlichen Sorgen dazu: „Bei aller Liebe zu fünf oder sechs anderen Vereinen: Wir haben zwar mal Ausschläge nach unten und oben - aber zumindest haben wir Ausschläge und sind keine graue Maus.“

Auf und Abs kennt Nürnberg wie kaum ein anderer Verein. 1968 - nach dem letzten der bisher neun Meistertitel - schafften die Franken das Kunststück, im Jahr drauf abzusteigen. Und auch dem DFB-Pokalsieg 2007 folgte der Abstieg, dem wiederum der Wiederaufstieg 2009. In der vergangenen Saison spielte der FCN auf einmal überraschend oben mit, wurde Sechster, nun steckt er wieder unten drin. „Wir werden jedes Jahr mit einem Auge nach unten schauen müssen“, sagt Bader. „Du musst drei, vier Jahre in der Bundesliga überleben, um ein bisschen Fleisch an die Knochen zu bekommen. Jetzt könnte noch mehr Fleisch dazukommen, wenn wir die Klasse halten“, meint der Manager.

Wie im vorangegangenen Sommer stehen die Franken in der kommenden Saison wieder mal vor einem Umbruch. 2011 musste nach dem Abschied der Erfolgsgaranten Ilkay Gündogan, Mehmet Ekici, Julian Schieber und Kapitän Andreas Wolf eine neue Mannschaft aufgebaut werden - das gelang. Nun droht dem „Club“ ähnliches: Vorzeige-Verteidiger Philipp Wollscheid geht wie Leihspieler Jens Hegeler (beide nach Leverkusen). „Etwas Neues aufzubauen ist für mich viel mehr Chance als Risiko“, sagt Bader ein wenig trotzig. „Man muss sich von dieser Romantik lösen, dass man eine Mannschaft über drei, vier Jahre zusammenhält. Dass alle elf Freunde sind, die jedes Jahr besser werden.“

Auch der Verbleib von Neuentdeckung Timothy Chandler ist fraglich. Der US-Nationalspieler ist noch bis 2013 gebunden und hat laut Bader ein „sehr kreatives“ FCN-Angebot vorliegen. Doch auch der VfB Stuttgart will Chandler. „Das ist eine Situation, da kann ich sagen: Kann ich verkaufen, muss ich aber nicht“, betonte Bader. „Wir sind kein Ausbildungsverein. Wir entscheiden, wann und zu welchem Preis gegangen wird.“ Der FCN sei inzwischen schuldenfrei und stehe nicht wie in den Vorjahren unter dem Druck, zwingend Akteure mit hohem Marktwert abgeben zu müssen.

Immer noch schmerzt die „Club“-Anhänger die Pokal-Niederlage gegen den fränkischen Kontrahenten SpVgg Greuther Fürth im Dezember. Kommende Saison könnte es ein Wiedersehen in der 1. Liga geben. Wächst dem „Club“ da in der eigenen Region ein Konkurrent auf Augenhöhe heran? „Definitiv nicht“, meint Bader. „Es ist doch klar, dass wir als FCN mit unserer Historie in dieser Region immer die Nummer eins sein werden - wenn wir unsere Hausaufgaben machen!“

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