Köln macht sich Mut: „Keinen Bammel vor Bayern“

Freiburg (dpa) - Lukas Podolski trottete erst eineinhalb Stunden nach der Klatsche seines 1. FC Köln aus der Kabine gemächlich Richtung Mannschaftsbus. Übermäßiger Frust war dem Nationalstürmer trotz des ernüchternden 1:4 (0:1) beim längst geretteten SC Freiburg nicht anzumerken.

„Klar ist das ein Rückschlag“, räumte Podolski gefasst ein. Von Untergangsstimmung oder Existenzangst keine Spur - vielleicht auch, weil seine Zukunft in England nicht düster aussieht. Dabei hatte Podolskis 18. Saisontreffer zum 1:1 (47. Minute) nur kurzfristig Hoffnungen auf ein Happy End bei der Aufholjagd auf den sicheren 15. Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga genährt.

Nach den Gegentreffern durch Mensur Mujdza - hier hatte FC-Schlussmann Michael Rensing schwer gepatzt (36.) -, Karim Guédé (54.), Daniel Caligiuri (84.) und Sebastian Freis (90.+1) wird der Kampf um den Klassenverbleib zum Drahtseilakt für die Kölner. Zwar hat der Tabellen-16. vor dem Finale weiterhin zwei Punkte Vorsprung auf den Vorletzten Hertha BSC. Aber die Berliner haben im Fernduell um den Relegationsrang am kommenden Samstag in 1899 Hoffenheim den vermeintlich leichteren Gegner - Köln trifft auf Bayern München.

Frank Schaefer machte sich angesichts der prekären Ausgangslage nach der Enttäuschung von Freiburg keine Illusionen, setzt aber voll auf Kampf und Moral seiner Schützlinge. „Wir haben es in der eigenen Hand“, betonte der Kölner Coach. Sein Team gehe zwar als Außenseiter in die Partie gegen den Champions-League-Finalisten. „Aber wir werden nur mit der Zielsetzung gegen Bayern antreten: wir wollen gewinnen.“ Wegen des deutlich schlechteren Torverhältnisses gegenüber Hertha BSC könnte schon ein Remis gegen den deutschen Rekordmeister den Absturz in die Zweite Liga bedeuten.

Daran wollen die Rheinländer trotz des schweren Rückschlags keinen Gedanken verschwenden. Vielmehr machten sie sich vor der Herkulesaufgabe mit Durchhalteparolen selber Mut. „Wir beten nicht, dass wir die Bayern schlagen, wir arbeiten daran“, versicherte Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann gegenüber „Liga total“. Mittelfeldmann Sascha Riether tönte: „Wir haben keinen Bammel vor Bayern. Die Bayern sind auch nicht unbesiegbar.“

Schaefer räumte indes ein, dass seine Mannschaft momentan nicht in der Lage sei, Stabilität in ihr Spiel zu bringen. Gegen Freiburg zeigte Köln allenfalls 20 Minuten lang spielerische Qualität und den nötigen Einsatzwillen. Als es aber darauf ankam, machte der FC im „Glutofen“, so SC-Trainer Christian Streich zu den hochsommerlichen 30 Grad, schlapp. „Die Hitze machte uns zu schaffen“, stöhnte Riether. Und Podolskis Eingeständnis hörte sich fast schon wie ein Offenbarungseid im Kampf um den Klassenerhalt an: „Ab der 60. Minute fehlten uns die Power und die Kraft, um das Spiel noch zu drehen.“

Obwohl derartige Äußerungen und die phasenweise klägliche Vorstellung kaum Anlass zu Optimismus geben, hoffen die Rheinländer darauf, über die Relegation erstklassig bleiben zu können. „Wir haben eine Finalsituation“, wies Schaefer auf das Fernduell mit Hertha BSC hin. „Jetzt gilt es, alle Kräfte zu bündeln und die Nerven zu bewahren.“ Er sei der Erste, der in dieser schwierigen Situation vorneweg gehe. Auf Schnick-Schnack vor dem Schlüsselspiel gegen Bayern will Schäfer verzichten: „Wir haben in dieser Saison schon alles Mögliche gemacht. Was ich ausschließen kann, ist ein kurzfristiges Trainingslager. Wir werden nichts Aktionistisches tun.“

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