Kommunikator & Motivator: Streich rettet SC Freiburg

Hannover (dpa) - Auch der neue DFB-Präsident Wolfgang Niersbach war begeistert vom Freiburg-Retter Christian Streich. „Das ist eine sensationelle Leistung. Das macht einfach Freude“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Sonntag.

Da hatte der SC Freiburg gerade durch ein 0:0 in Hannover vorzeitig den Bundesliga-Verbleib perfekt gemacht. „Ich würde Christian Streich gerne persönlich kennenlernen und ihm gratulieren“, ergänzte Niersbach im TV-Sender Sky.

Der viel gelobte Coach hat im Breisgau einen eigentlich unmöglichen Auftrag erfüllt. Doch nun genießt der Sohn eines Metzgers Kultstatus in Südbaden und hohes Ansehen in Fußball-Deutschland. Als Streich in der Winterpause die Nachfolge von Marcus Sorg antrat, war Freiburg mit fünf Punkten Rückstand auf Rang 15 Letzter und gab Torjäger Papiss Demba Cissé Cisse an Newcastle United ab. Sätze mit Wörtern wie „mausetot“ oder „keinen Pfifferling“ begleiteten den Neueinsteiger, der zuvor die A-Jugend betreut hatte.

Doch der Mann mit den unkonventionellen Äußerungen und Auftritten ging unbeirrt seinen Weg. Er redet mit den Profis und fordert die Gespräche untereinander. „Die Jungs haben sich was zu sagen gehabt. Das ist mir wichtig in einer menschlichen Gruppe. Kommunikation, Interesse und solche Dinge“, erläuterte Streich seine Arbeitsweise.

Abgesehen davon gebe es „kein Erfolgsgeheimnis, der Klassenerhalt war akribische Arbeit der Jungs“, sagte Streich, ehe ihn 96-Trainer Mirko Slomka ziemlich abrupt unterbrach und mit zur Pressekonferenz nahm. Beide haben zusammen den Trainerschein gemacht und kennen sich.

Der 46-jährige Streich beherrscht das Fußball-Handwerk. Die Freiburger Spieler sind technisch gut ausgebildet, läuferisch sehr stark und waren beim Europa-League-Kandidaten Hannover das spielerisch bessere Team. Auch wenn 96 die besseren Chancen hatte.

Neun Freiburger Spiele nacheinander ohne Niederlage sind kein Zufall. Mit Aussagen wie „Ich schaue nicht auf die Tabelle und möchte, dass meine Jungs guten Fußball spielen“ hat Streich die Abstiegs-Konkurrenten möglicherweise in Sicherheit gewogen. Doch der frühere Homburger Bundesligaspieler hatte die Tabelle stets im Kopf.

Als die Rettung perfekt war, umarmte der Trainer mit Tränen in den Augen Betreuer, Sportdirektor Dirk Dufner und jeden Spieler. „Ich habe sie in den vergangenen Wochen sehr viel nerven müssen. Sie haben alles mitgemacht“, sagte der Retter. „Christian ist das wichtigste Mosaiksteinchen“, sagte Dufner. Noch auf dem Platz streiften sich die Freiburger Spieler Trikots mit der Aufschrift „Zusammenhalter“ und „Einfach nur freuen“ über. Damit habe er nichts zu tun, versicherte Streich. „Bei uns macht jeder sein Ding. Ich habe nicht so gute Ideen in dieser Beziehung.“

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