Lehrstunde: FC Bayern in „gefährlicher Situation“

München (dpa) - Dem Jubel von Mailand folgte die bittere Lehrstunde von München. Nach dem überdeutlichen 1:3 gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund hakten auch die größten Bayern-Optimisten den 23. Titelgewinn endgültig ab.

Nun ist Schadensbegrenzung angesagt.

Wortlos stapfte Präsident Uli Hoeneß von dannen, Coach Louis van Gaal war mal wieder mächtig angefressen - nach der Niederlage war bei Bayern München die gute Stimmung schon wieder dahin. „Am Mittwoch war ein schöner Moment, heute ist kein schöner Moment“, fasste Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kleinlaut das triste Ende der bayerischen Achterbahn-Woche zusammen. Nur drei Tage nach dem vielversprechenden Sieg in der Champions League bei Inter Mailand war der deutsche Fußball-Rekordmeister von der Dortmunder Rasselbande regelrecht verkloppt worden. „Das war teilweise fast eine Lehrstunde für den FC Bayern“, erkannte Ex-Kapitän Oliver Kahn ein wenig erschrocken.

„Wir sind die bessere Mannschaft. Im eins gegen eins hat Dortmund keine Chance“, hatte Hoeneß vor dem Prestigeduell lautstark getönt und die kleine Hoffnung auf den 23. Meistertitel beschworen. Doch auf dem Platz kam alles ganz anders: Behäbig spielten die Münchner um Totalausfall Bastian Schweinsteiger auf und luden die aggressiven Gäste mit haarsträubenden Fehlern zum Toreschießen ein. Am Ende stand nach den Toren von Lucas Barrios (9. Minute), Nuri Sahin (18.) und Mats Hummels (60.) ein verdienter Sieg der Gäste. Auch Luiz Gustavo mit seinem ersten Treffer (16.) für den FC Bayern konnte den Rückfall auf Bundesliga-Platz vier nicht verhindern.

Statt wie gewohnt im Frühjahr vom Platz an der Sonne zu grüßen, müssen sich die Bayern im mühsamen Rennen um den so wichtigen zweiten Platz mit Teams wie Hannover 96 auseinandersetzen. „Die sind vor uns, da müssen wir natürlich punkten“, erkannte Kapitän Philipp Lahm die neuen Realitäten vor dem Duell mit den Niedersachsen an.

Die Dortmunder um Trainer Jürgen Klopp feierten ausgelassen ihren ersten Sieg in München seit fast 20 Jahren, die Bayern hakten angesichts von nun 16 (!) Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter schmallippig ihren vagen Traum vom Titelkampf ab. „Dass es furchtbar schwer wird, die Dortmunder einzuholen, wussten wir schon im Winter. Höchstens wenn eine Epidemie eingetreten wäre, aber die kam nicht“, klagte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.

Bayerns letzter Versuch, Dortmund auf dem Weg zum Titel zu stoppen, war kläglich gescheitert. Von einer Demütigung wollte van Gaal nach der höchsten Heimspielpleite unter seiner Regie zwar nicht reden, „aber Dortmund hat verdient gewonnen. Wir waren nicht schlau genug.“ Lahm versuchte den schwachen Auftritt im Prestige-Duell auch mit dem Kraftakt von Mailand zu erklären: „Wir waren vielleicht etwas müde vom Geist her.“ Davon wollte Rummenigge nichts wissen. „Wir brauchen keine Entschuldigungen. Dortmund hat verdient gewonnen.“

„Es nützt nichts. Wir müssen uns jetzt schütteln“, mahnte der Vorstandschef mit Blick auf die noch intakten Bayern-Ziele im Pokal und in der Champions League an. In der Bundesliga ist nun nur noch Schadensbegrenzung angesagt, Platz zwei und die direkte Qualifikation für die europäische Königsklasse sind ein Muss. „Wir müssen uns in den nächsten Wochen extrem anstrengen. Das wird kein Selbstläufer“, warnte Rummenigge. „Wir sind in einer gefährlichen Situation“, sagte auch Sportdirektor Christian Nerlinger. „Die Bundesliga ist unser täglich Brot. Den zweiten Platz müssen wir sichern.“

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