Liga-Check 2015/16 Breitenreiter und Geis sollen Schalke sympathisch machen

Gelsenkirchen. Eingefleischte Schalke-Fans werden sich gewiss an die Zeiten erinnern, an denen sie gerne ins Stadion gepilgert sind. Die vergangene Saison gehört garantiert nicht dazu.

Trainer Andre Breitenreiter soll Schalke sympathisch machen.

Trainer Andre Breitenreiter soll Schalke sympathisch machen.

Foto: Guido Kirchner

Der Trainerwechsel von Jens Keller zu Roberto Di Matteo brachte keine Verbesserung, sportlich blieb vieles Stückwerk. Dabei waren die Schalker mit dem klaren Vorhaben in die Saison gestartet, sich erneut für die Champions League zu qualifizieren. Am Ende waren sie froh, dass es noch zur Teilnahme an der Europa League gelangt hat.

Gab es einen entscheidenden Moment in der vergangenen Saison?
Das war das Spiel gegen den SC Paderborn. Die Schalker hatten durch ein Eigentor von Uwe Hünemeier (88. Minute) einen unverdienten 1:0-Sieg gelandet, aber der Verlierer wurde gefeiert. Stehend brachten die Schalker Fans den Gästen ihre Ovationen dar und straften ihre Lieblinge demonstrativ mit Ignoranz. Paderborns Trainer André Breitenreiter war danach tief beeindruckt, als er feststellte: „Das habe ich in meiner Laufbahn noch nie erlebt.“ Und die Schalker mussten sich eingestehen, dass sie es sich mit ihren Fans so richtig verdorben hatten. Jetzt ist Breitenreiter Trainer auf Schalke und Di Matteo Geschichte — so schnell geht’s im Fußball bisweilen zu.

Wird jetzt alles besser?
Vielleicht nicht alles, aber vieles. Mit Breitenreiter hat man einen Trainer verpflichtet, der eher die sportlich attraktive Linie fahren will. Das hat er mit Paderborn so gehalten, das wird er auf Schalke auch versuchen. Das gesamte Team in ein Defensiv-Korsett zu zwängen, ist Breitenreiters Sache nicht. Er möchte gerade den jungen Talenten (Draxler, Meyer, Goretzka, Sané) die Möglichkeit geben, ihre technischen Fähigkeiten auszuspielen. Um der Mannschaft zu helfen und das Spiel attraktiv zu machen. Zudem sollte auch der Letzte im Kader verstanden haben, dass man gegenüber den Fans eine Bringschuld hat.

Landet Schalke erneut vor Dortmund?
Auch wenn die Fans das anders sehen — das ist eher zweitrangig. In erster Linie muss es darauf ankommen, dass sich die Schalker wieder in der Champions League zurückmelden. Diesen Anspruch haben sie jedes Jahr und sollten ihm in dieser Saison auch wieder gerecht werden - zur Versöhnung mit den Fans und zur Linderung der finanziellen Verbindlichkeiten.

Wer übernimmt in dieser Spielzeit die herausragende Rolle?
In der Abwehr: Benedikt Höwedes — wie immer. Im Angriff: Klaas-Jan Huntelaar — wie so oft. Inzwischen hat Huntelaar mit Franco di Santo spielstarke Unterstützung bekommen, die Schalke zuletzt fehlte. Und im Team: Julian Draxler — wie schon lange gefordert. Auf den jungen Weltmeister würde Breitenreiter neben seinem neuen Stammsechser Johannes Geis besonders gerne bauen. Daher hat er auch alle Hebel in Bewegung gesetzt, den möglichen Verkauf Draxlers zu Juventus Turin zu verhindern. Das allerdings scheint noch immer nicht ganz sicher: Italienischen Medienberichten zufolge hat Juve gerade ein letztes Angebot vorbereitet, will 15 Millionen Euro plus neun Millionen Euro Boni für den 21-Jährigen zahlen. Angesichts einer Schalker Forderung über 30 Millionen Euro ist ein Wechsel kaum realistisch.

Liegt Horst Heldt mit seiner Transferpolitik dieses Mal richtig?
Der Sportvorstand ist ein gebranntes Kind und weiß, dass dieses Mal alles passen muss. Bei Breitenreiter wird das klappen, bei den Neuzugängen Franco Di Santo und Johannes Geis auch. Mit Jefferson Farfán verliert der Verein seinen besten Vorbereiter, mit Felipe Santana und Kevin Prince Boateng sitzt er noch auf zwei Ladenhütern. Dass Schalke der eigenen Jugend vertraut, macht den Club sympathisch. Wichtig wird sein, dass sich der einstige „wilde Haufen“ endlich als „echtes Team“ präsentiert.

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