Lob für „Krisenmanager“ Stark - „Sauber abgewickelt“

Düsseldorf (dpa) - Am Tag nach seiner schwierigsten Partie hatte Wolfgang Stark erstmal das Handy aus. Genug der Aufregung! Im Skandalspiel von Düsseldorf hatte der Schiedsrichter aus Ergolding kühlen Kopf bewahrt - und nach dem verspäteten Abpfiff viel Lob für sein umsichtiges Handeln bekommen.

Dabei ist es anscheinend auch in den Katakomben des Stadions zu unschönen Szenen gekommen. „Ich muss ehrlich sagen: Ich war letztendlich dann froh, dass Herr Stark immer die Übersicht behalten hat“, sagte Fortuna-Trainer Norbert Meier. „Dass er nicht irgendwo Hektik ausgestrahlt hat oder Aktionismus, sondern ganz ruhig sich das alles angeguckt hat, beruhigend eingewirkt hat auf beide Mannschaften und auch auf das, was draußen passiert ist. Deswegen: Kompliment an Herrn Stark für seine Leistung!“

Der Unparteiische, der die Partie zusammen mit seinen bewährten Assistenten Mike Pickel (Mendig) und Jan-Hendrik Salver (Stuttgart) leitete, musste offensichtlich aber auch einstecken. Nach Medienberichten ist der Bankkaufmann in den Katakomben von Hertha-Spielern attackiert worden. Später sei er von einem Düsseldorfer Mannschaftsarzt medizinisch versorgt worden, wie die Fortuna der „Rheinischen Post“ bestätigte.

Als WM- und Olympia-Referee, Spielleiter von 260 Bundesliga-Partien und zuletzt des Europa-League-Finals hat Stark viel erlebt - nicht aber so eine Begegnung wie am Dienstagabend, als Tausende Fortuna-Anhänger in der Nachspielzeit den Rasen stürmten. Dass er nach 21-minütiger Unterbrechung die restliche Nachspielzeit noch spielen ließ, als der Platz wieder geräumt war, und nicht einfach den Spuk beendete, damit lag der Bankkaufmann richtig: „Der Schiedsrichter kann die Nachspielzeit bei Bedarf verlängern, nicht aber kürzen“, heißt es im Regelwerk.

DFB-Schiedsrichter-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich erklärte: „Insgesamt sieben Minuten waren aufgrund der Vorkommnisse in diesem Spiel angemessen und wurden auch offen vom Vierten Offiziellen angezeigt.“ Nach fünf Minuten und 50 Sekunden seien die Zuschauer auf das Spielfeld gerannt. „Nach der Spielfortsetzung lief das Spiel noch eine Minute und 30 Sekunden. Das war völlig korrekt so“, sagte Fröhlich.

„Aus unserer Sicht hat er das sauber bis zum Ende abgewickelt“, bestätigte auch Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichter-Kommission. Fandel betonte: „Wir sind sehr froh, dass wir unseren erfahrensten Mann für dieses Spiel angesetzt haben.“

Der 42 Jahre alte Stark ist auch für die Europameisterschaft in der Ukraine und Polen nominiert. „Er ist ein Stück weit krisenerprobt“, sagte Fandel. „Er hat das sehr ruhig und fachlich sehr gut gelöst. Ein Schiedsrichter ist eben immer auch ein Stück weit Krisenmanager.“ Für so eine schwierige Situation könne es auch keine Vorgaben geben: „Das muss immer der Schiedsrichter vor Ort entscheiden.“

Voll des Lobes war auch Fortuna-Torschütze Ranislav Jovanovic, der natürlich glücklich war, dass die Partie noch beendet werden konnte: „Stark hat gezeigt, dass er einer der besten Schiedsrichter in Deutschland und der Welt ist.“

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