Lobeshymnen für Doppeltorschütze Hunt - Skepsis bleibt

Bremen (dpa) - Aaron Hunt war beim Bremer Sieg gegen Mainz nicht nur wegen seiner zwei Tore der umjubelte Held. Der ewige Talent scheint endlich auf dem Weg zum dauerhaften Leistungsträger. Aber eine gewisse Skepsis bleibt.

Die Lobeshymnen schienen Klaus Allofs fast ein bisschen zu viel. „Wenn man Aaron Hunt herausstellt“, sagte Werders Clubchef, „dann muss man auch Sebastian Mielitz loben.“ Tatsächlich war der Torwart der Bremer beim nicht unglücklichen 2:1-Sieg gegen Mainz 05 mindestens so wichtig wie der zweifach Torschütze Hunt (11./ 85. Minute). Es klang bei Allofs aber auch eine gewisse Skepsis mit. So oft gab es schon Elogen für den hoch veranlagten Hunt - ehe dieser anschließend wieder enttäuschte.

Diesmal soll es anders sein. Mit 26 Jahren scheint der Mittelfeldspieler auf dem Weg vom ewigen Talent zum dauerhaften Leistungsträger. „Wir sind froh, dass wir ihn endlich dazu gebracht haben“, sagte Trainer Thomas Schaaf. „Es ist ihm zuzutrauen, dass er das langfristig halten kann.“ Auch in diesen Worten des langjährigen Werder-Coaches schwang eine Rest von Zweifel mit.

Schon oft wurde der hoch veranlagte Hunt hochgejubelt. Fast in jeder Saison zeigte der Mittelfeldspieler mit der feinen Technik und dem guten Auge außergewöhnliche Spiele. Genauso regelmäßig fiel er aber auch ins Mittelmaß zurück. In der Nationalmannschaft konnte er sich bei diesen Schwankungen nicht etablieren.

Der Unterschied ist, dass Hunt sein Niveau jetzt bereits über mehr als ein Drittel der Saison hält. Früher blitzten seine Fähigkeiten an der Seite von so ungewöhnlichen Mittelfeldspielern wie Johan Micoud, Diego oder Mesut Özil immer wieder mal auf. Nun ist er jedoch selber der wichtigste Mann, steht nach der Verletzung von Clemens Fritz als Kapitän und als ältester Spieler der Stammelf besonders in der Verantwortung.

Und was sagt Hunt selbst? Er ist auf dem Platz nach wie vor bedeutend einfallsreicher als vor dem Mikrofon. Seiner neuen Rolle ist sich der eher zurückhaltende Spieler dennoch bewusst. „Uns haben viele Spieler verlassen, da gehört man dann zu den älteren“, sagte Hunt am Sonntagabend mit der Auszeichnung des „man of the match“ unter dem Arm: „Da ist es normal, dass man so eine gewisse Verantwortung übernehmen muss.“ Viel mehr hat er zu seiner veränderten Rolle nicht zu sagen.

Sein Trainer kommentierte rückblickend: „Er hat sein Können immer wieder aufblitzen lassen. Er hat aber auch immer wieder die Chancen gefunden, sich hinten anzustellen.“ Jetzt kann sich der manchmal lethargisch wirkende Hunt nicht mehr verstecken. „Er stellt sich der Aufgabe“, erklärte Schaaf und lobte den Auftritt gegen Mainz in der ihm eigenen Diktion: „Er hat die Qualität seines Spiels hervorragend umgesetzt.“

Die Situation hat sich bei der einstigen Spitzenmannschaft aus Bremen verändert. „Es gibt keine Möglichkeit, die Verantwortung abzugeben“, sagte Allofs über Hunt. Es scheint, als wenn „das Gefühl gebraucht zu werden, ihn beflügelt.“ Schaaf und Allofs wollen um den außergewöhnlich begabten Hunt eine neue Mannschaft aufbauen. Dass das noch ein langer Weg ist, wurde nicht zuletzt durch die vielen Mainzer Möglichkeiten recht deutlich. Die Gäste häten mehr als das eine Tor durch Adam Szalai (64.) erzielen können.

Die Werder-Verantwortlichen sehen gerade bei Hunt noch Steigerungsmöglichkeiten. „Er wird auch älter, sagte Allofs und schob nach einer kleiner Kunstpause hinterher: „Idealerweise entwickelt man sich da weiter.“

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