Marco Reus: Mit Chuzpe, aber ohne Führerschein

Marco Reus erhält eine 540 000-Euro-Strafe — weil er Autos fuhr, ohne je die Erlaubnis erworben zu haben.

Marco Reus: Mit Chuzpe, aber ohne Führerschein
Foto: dpa

Dortmund. Die Dinge sind in Dortmund in bedenkliche Schieflage geraten. In der Bundesliga im Abstiegskampf unter Dauerstress, wirft der Wirbel um Marco Reus einen neuen großen Schatten auf das einst leuchtende Gelb der BVB-Fußballer. Die Fakten: Reus erhält in diesen Tagen einen 540 000-Euro-Strafbefehl, weil er seit Jahren unterschiedlich glamouröse Kraftfahrzeuge über die Straßen der Republik steuerte, ohne offenbar jemals einen Führerschein gemacht zu haben.

„Gegenstand des Strafbefehls sind sechs Fahrten ohne Fahrerlaubnis und zwar in einem Zeitraum von September 2011 bis März 2014“, sagte Oberstaatsanwältin Barbara Vogelsang. Fünfmal ist Reus geblitzt worden, endgültig aufgefallen ist sein Rechtsbruch am 18. März dieses Jahres, als er mit seinem Aston Martin von der Polizei für eine Verkehrskontrolle angehalten wurde. Laut WDR habe Reus dabei einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt. Vorher war das bei jedem Bußgeldbescheid nie kontrolliert worden — ein normales Vorgehen.

„Das war eine Dummheit“, befand der 25 Jahre alte Fußball-Nationalspieler gegenüber der „Bild“-Zeitung. Das horrende Bußgeld bemisst sich anhand seines Einkommens, bei 90 Tagessätzen geht die Staatsanwaltschaft von einem Netto-Monatseinkommen von 180 000 Euro aus. So kommt man auf 540 000 Euro. Die Reus zahlen wird. Und bald will er auch einen Führerschein legal erwerben — mit Theorie, Fahrstunden und Prüfung.

Über die Chuzpe, die man benötigt, jahrelang genau darauf verzichtet zu haben, trotzdem zu fahren und überdies für diverse Autohersteller, mit denen DFB und BVB kooperieren, als Testimonial herzuhalten, lässt sich im Fall des eher schüchtern denn aufreißerisch wirkenden Reus nur rätseln. „Ich habe mich damals leider entschieden, diesen Weg zu gehen. Die Gründe kann ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen“, zitiert ihn die „Bild“.

Interessant ist, dass sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund auf teils hanebüchene Weise hinter Reus stellen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versicherte gegenüber „Die Welt“, man stehe „zu Marco wie eine Eins“ und versuchte eine Erklärung: „Marco hat sich zu dem Schritt entschieden, ohne Führerschein zu fahren, als er 18 oder 19 Jahre alt war. Anschließend erst kam diese unfassbare Prominenz. Da konnte er natürlich schwerlich zu einer Fahrschule fahren und sagen: ,Ich möchte gern den Führerschein machen.’ Das wäre ja sofort rausgekommen.“

BVB-Trainer Jürgen Klopp hält Reus für „maximal einsichtig“. Sein Spieler sei „als ganz junger Kerl falsch abgebogen“. Wenn er die „außergewöhnlich hohe“ Strafe bezahlt, gehe es ganz normal weiter.

Nach verpasster Fußball-Weltmeisterschaft und drei weiteren Verletzungen geht so für Reus ein Seuchenjahr mit selbst verschuldetem Tiefpunkt zu Ende. 2013 wurden in der Bundesrepublik rund 111 000 Fälle von Fahren ohne Führerschein aktenkundig. Das Straßenverkehrsgesetz sieht eine Geldstrafe oder bis zu ein Jahr Haft vor. Reus kommt mit erstem davon — und mit viel Spott.

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