Raúl verlässt Schalke schweren Herzens

Gelsenkirchen (dpa) - Die Schalke-Fans sind traurig. Die Bundesliga verliert einen ihrer beliebtesten Topstars. Drei Spieltage vor dem Ende der Saison hat Raúl schweren Herzens seinen Abschied zum Saisonende verkündet und dem FC Schalke 04 im Endspurt einen Nackenschlag versetzt.

Zwar war nach monatelangen Verhandlungen mit dem Weggang von Spaniens Fußball-Ikone zu rechnen, dennoch sorgte die Nachricht für großes Aufsehen. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich hatte hier zwei wundervolle Jahre und werde Schalke immer in meinem Herzen tragen“, sagte Raúl, der sich auf Deutsch für eine tolle Zeit bedankte: „Vielen, vielen Dank.“

Bis zuletzt hatten Manager Horst Heldt und Clubchef Clemens Tönnies gehofft, den Spanier zum Bleiben zu bewegen - am Ende aber entschied sich Raúl gegen einen neuen Vertrag. „Wir müssen seine Entscheidung akzeptieren, auch wenn es schwer fällt“, meinte der Aufsichtsratsvorsitzende Tönnies und sagte zu Raúl: „Du bist der Señor, der als spielerische Größe und Superstar ein Stück Glanz nach Schalke gebracht hat. Die Türen hier stehen für dich immer offen.“

Angeblich bot Schalke Raúl ein Gehalt von vier Millionen Euro für ein Jahr. Bis zu diesem Sommer verdiente der 34-Jährige dem Vernehmen nach sieben Millionen jährlich, wobei sein Ex-Club Real Madrid zwei Millionen Euro beisteuerte. Offiziell bestätigt wurden diese Summen nie. Nun verlässt Raúl, der von Felix Magath ins Revier gelotst worden war, den Club ablösefrei. Heldt betonte, bei den Gesprächen sei es nie „um Geld und die Laufzeit“ gegangen.

Wohin es Raúl zieht, ließ er offen. Zuletzt war er von spanischen Medien mit Vereinen in Katar in Verbindung gebracht worden, wo er angeblich bis zu neun Millionen Dollar pro Saison verdienen könne. Eine sofortige Rückkehr nach Spanien schloss Raúl aus. „Ich habe zwei Angebote. Die werde ich genau prüfen und dann sehen, wohin der Weg geht“, sagte er. Fest steht: „Meine weitere sportliche Zukunft liegt nicht in Europa“, sondern in einer „schwächeren Liga“.

Als Gründe für seinen Abschied nannte Raúl, dessen Trikot mit der legendären Nummer 7 vorerst nicht mehr vergeben wird, vor allem persönliche. Zwar hätte ihn eine weitere Saison in der Champions League „gereizt“, aber er wolle sich künftig mehr um Frau und Kinder kümmern. Das sei als Bundesliga-Profi auf dem „allerhöchstem Niveau“ nicht möglich. Vor dem Training am Vormittag hatte er seinen Entschluss Team und Trainer mitgeteilt. „Das war kein leichter Moment, da war auch Traurigkeit dabei“, gestand der Spanier.

Zwar bedauert auch Chefcoach Huub Stevens Raúls Weggang, zollte dem Musterprofi aber „großen Respekt“: „Natürlich ist es schade. Aber Hut ab! Er ist ein richtiger Teamplayer.“ Raúl habe der Mannschaft versprochen, in den letzten drei Partien noch einmal alles zu geben, um Tabellenplatz drei zu festigen.

Für Schalke war der Transfercoup mit Raúl ein Glücksgriff - sportlich wie menschlich. Nicht nur durch sein sympathisches und bescheidenes Auftreten eroberte Raúl schnell die Herzen der Fans. Auch sportlich war er ein Gewinn: Mit Schalke gewann er im Vorjahr den DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg. Die Basis für den Erfolg hatte Raúl mit dem 1:0-Treffer im Halbfinale bei Bayern München gelegt.

Mit 71 Toren ist der Spanier der erfolgreichste Torjäger der Champions-League-Historie und erreichte mit Schalke in der Vorsaison sogar noch einmal das Halbfinale der Königsklasse. In der Bundesliga erzielte Raúl in bisher 64 Spielen 27 Tore für die Knappen. Der schönste Treffer, ein Lupfer über Torhüter Michael Rensing hinweg beim 5:1 gegen den 1. FC Köln, wurde zum Tor des Jahres gewählt.

Heldt betonte, dass Raúl im letzten Heimspiel gegen Hertha BSC am 28. April offiziell verabschiedet werde, aber noch ein besonderes Highlight in Planung sei. „Er wird 2013 ein Abschiedsspiel bekommen gegen einen Gegner, der in Spanien zu Hause ist.“ Somit ist klar, dass Schalke sich um Real als Kontrahenten bemüht. Adios Raúl!

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