Rehhagel setzt auf Gespräche: „Heulen hilft nicht“

Castrop-Rauxel (dpa) - Klagen verboten bei Hertha BSC. Mit einer Mental-Kur will Trainer Otto Rehhagel der abstiegsbedrohten Hertha neue Stärke geben. Viele Gespräche, Üben unter Ausschluss der Öffentlichkeit und gemeinsame TV-Erlebnisse - das alles soll im Sonder-Trainingslager Blockaden lösen.

„Es hilft kein Heulen und Jammern. Wir müssen auf Schalke der Situation unter unheimlichem Druck gerecht werden“, sagte der 73 Jahre alte Chefcoach des Berliner Fußball-Bundesligisten vor der Partie am Samstag in Gelsenkirchen. Dort müssen die Berliner weiter auf ihren Kapitän Lewan Kobiaschwili verzichten, nachdem dessen Sperre am Donnerstag vom DFB-Bundesgericht bestätigt wurde.

„Es liegt nur in den Händen der Spieler. Sie müssen das umsetzen, was wir ihnen vorgegeben haben. Ich glaube an die Rettung“, betonte Rehhagel in der „Bild“-Zeitung. Die Situation für die Berliner ist zwei Spieltage vor Saisonende äußerst schwierig. Mit 28 Punkten liegt Hertha zwei Punkte hinter Relegationsplatz 16, auf dem derzeit der 1. FC Köln steht. Siegen die Kölner in Freiburg und Hertha kann auf Schalke nicht gewinnen, ist der zweite Abstieg des Hauptstadtclubs innerhalb von zwei Jahren bereits perfekt.

„Der Abstieg ist sehr, sehr nah. Es muss viel zusammenkommen, damit wir die Relegation packen“, meinte Hertha-Torwart Thomas Kraft im Fachblatt „kicker“. An Aufgeben denke aber niemand: „Um es mal ganz klar zu sagen: Jeder von uns will, jeder.“ Natürlich habe die Unruhe, die seit Dezember des Vorjahres bei Hertha herrscht, die Mannschaft belastet, sagte Kraft: „Aber wir dürfen uns nicht dahinter verstecken.“ Über die 2. Liga will der ehemalige Münchner noch nicht nachdenken. „Es käme auf die Perspektive an. Stand jetzt ginge ich mit in die 2. Liga. Aber das ist aktuell nicht mein Thema.“

Gemeinsam mit allen Hertha-Profis schaute sich Kraft den Champions-League-Auftritt seiner Ex-Kollegen bei Real Madrid an; beim Elfmeterkrimi spekulierte er kräftig über die Ecken mit, in die die Schützen zielten. Und eins wollen die Berliner mitnehmen aus den TV-Studien, auch wenn sie aus einer anderen Liga stammen: Auch aus ausweglos scheinenden Situationen kann man sich noch befreien.

Beim Donnerstagstraining war wenigstens Christoph Janker wieder dabei, Roman Hubnik (Bänderanriss im Sprunggelenk) konnte erneut nur laufen. Die Sorgen in der Abwehr bleiben groß. Sebastian Neumann (Oberschenkelprellung) ist gar nicht mitgereist. Die Langzeitverletzten Maik Franz, Andre Mijatovic und Fabian Lustenberger fehlen ohnehin. „Eine solche Anhäufung von unglücklichen Umständen habe ich noch nie erlebt“, bemerkte Rehhagel.

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