Ribéry treibt „Bayern-Maschine“ an - Keine Götze-Show

München (dpa) - Am Schlussjubel der Bayern-Profis vor der Fankurve nahm auch Mario Götze wieder teil, für die Show-Effekte auf dem Rasen hatten zuvor zwei etablierten Triple-Helden gesorgt. Allen voran Franck Ribéry trumpfte beim 2:0 (0:0)-Derbysieg gegen den 1. FC Nürnberg auf.

Nur eine Minute nach dem Ende des unspektakulären Götze-Debüts sorgte der kleine Franzose (69.) mit seinem ersten Kopfballtor in der Bundesliga für das erlösende 1:0 des Champions-League-Siegers, dessen größte Trumpfkarte auch unter Neu-Trainer Pep Guardiola die individuelle Klasse der Topstars bleibt. Ribéry riss sich nach seinem 54. Liga-Treffer das Trikot vom Leib und sprintete mit blankem Oberkörper jubelnd durch die ausverkaufte Arena.

„Das war emotional und komisch für mich, ein super Kopfball, ein wunderbares Tor und so wichtig“, berichtete Ribéry hinterher immer noch aufgekratzt. Die 2:0-Zugabe besorgte Arjen Robben, der erst drei „Club“-Profis austanzte und sein Traumsolo dann mit dem schwächeren rechten Fuß vollendete. „Wenn die Mannschaft gut funktioniert, können Einzelspieler den Erfolg ausmachen“, sagte Robben.

Für Kollege Ribéry wäre es im reifen Fußballer-Alter von 30 Jahren die Erfüllung, bei der bevorstehenden Ehrung von „Europas Fußballer des Jahres“ im Fürstentum die Weltstars Lionel Messi (FC Barcelona) und Cristiano Ronaldo (Real Madrid) auszustechen. „Ich hoffe, ich gewinne diesen Titel. Ich habe alles dafür gemacht, individuell und kollektiv mit der ganzen Mannschaft“, sagte der Champions-League-Sieger.

Es wäre auch eine Auszeichnung für den dominierenden Club der vergangenen Saison. „Ich wünsche Franck, dass er verdient Europas Fußballer des Jahres wird. Man hat auch heute gesehen, dass er Extraklasse darstellt. Es wäre schön, wenn das auch europaweit so gesehen wird und nicht nur in Deutschland“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der sich mit dem Saisonstart rundum zufrieden zeigte: „Neun Punkte, das ist okay, alles wunderbar.“ Im vorgezogenen Ligaspiel beim SC Freiburg winkt die Tabellenführung, nur drei Tage später in Prag gegen Europa-League-Sieger FC Chelsea soll erstmals der europäische Supercup nach München geholt werden.

Bei Ribérys Auswechslung in der 80. Minute erhoben sich die Fans am Samstag zur Huldigung des Publikumslieblings von den Plätzen. Götze musste sich zuvor mit höflichem Applaus begnügen. Im Bayern-Trikot konnte er beim ersten Pflichtspiel nach der schweren Muskelverletzung noch nicht das zeigen, was ihn im schwarz-gelben Dortmunder Trikot so begehrenswert gemacht hatte, dass die Bayern 37 Millionen Euro locker machten. „Er hat drei Monate nicht gespielt, man wird bei ihm ein Stück Geduld haben müssen“, erklärte nicht nur Rummenigge: „Aber man hat gesehen, dass er ein großartiger Fußballer ist.“

Wie bei der quälend langen Dopingkontrolle nach dem Spiel wird Götze Zeit brauchen, um in Bestform zu kommen. „Für mich persönlich war es nach der Reha-Zeit wichtig, auf dem Platz stehen zu können. Ich habe mich einfach gefreut“, resümierte der 21-Jährige, der noch Wettkampfhärte benötigt. Ihn ärgerte, dass er seine Chance zum 1:0 nicht nützen konnte (61.). „Ich hätte gerne ein Tor geschossen.“

Der Jungstar scheiterte ebenso am starken FCN-Torwart Raphael Schäfer wie unter anderem David Alaba mit einem unberechtigten Foulelfmeter (33.). Lange hielt das Abwehrbollwerk der Gäste, „bis uns ein bisschen der Sprit ausgegangen ist“, wie Trainer Michael Wiesinger meinte: „Gerade in Ballbesitz ist Bayern eine Maschine.“

In punkto Ballkontrolle funktioniert Bayerns neues Pep-System schon. Beim 28. Spiel in Serie ohne Niederlage (Vereinsrekord) wurden erstmals 81 Prozent Ballbesitz in der Bundesliga gemessen. „Wir haben uns verbessert“, befand Guardiola. Nur beim Lattenkracher von Daniel Ginczek (15.) wackelte die Abwehr. „Im Moment sind die ersten Siege wichtig“, sagte Guardiola. Nicht nur Götze braucht Zeit, auch die radikale Umstellung auf das Pep-System wird ein langwieriger Prozess werden. Kein Problem, findet Guardiola: „Die Spielweise wird wichtiger sein im Mai und Juni, wenn die Titel vergeben werden.“

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