Riesen-Euphorie in Frankfurt

Frankfurt/Main (dpa) - Das hat es in Frankfurt seit den Zeiten von Uwe Bein und Anthony Yeboah nicht mehr gegeben. „Deutscher Meister wird nur die SGE“, sang der harte Fan-Kern der „Spielgemeinschaft“ Eintracht, noch ehe der 3:1 (2:1)-Sieg gegen Hannover 96 überhaupt perfekt war.

Richtig glauben werden die Frankfurter Anhänger das wahrscheinlich selber nicht, aber solche Gesänge kommen dabei heraus, wenn eine Mannschaft sich selbst und eine ganze Stadt mit ihrem Vollgas-Fußball in eine Art kollektiven Rausch hineinspielt. Sechs Siege, 19 Tore, Platz zwei noch vor Schalke, Dortmund oder Leverkusen: Angesichts dieser famosen Bilanz des Aufsteigers nach nur acht Spieltagen sagte selbst Gäste-Trainer Mirko Slomka anerkennend: „Das ist eine ganz tolle, sehr gierige Mannschaft. Davor kann man nur den Hut ziehen.“

Dabei sind es nicht bloß die Siege an sich, die diese große Euphorie in Frankfurt befeuern, sondern vor allem die spektakuläre Art und Weise, wie sie herausgespielt werden. Die Eintracht spielt mit hohem Tempo, aber wenig Ballkontakten, mit großer Leidenschaft, aber nach einem klaren Plan. „Früh stören, aggressiv sein, die Zuschauer mitnehmen“, lautete Armin Vehs Devise am Samstag. Über die Umsetzung sagte der Trainer dann nach dem Spiel voller Stolz: „In den ersten 25 Minuten haben wir ein Feuerwerk abgebrannt.“

Seine Mannschaft führte bereits früh durch die Tore von Karim Matmour (5.) und Sebastian Jung (18.) mit 2:0. Selbst nach dem Anschlusstreffer von Mohammed Abdellaoue (43.) kam sie nicht auf die Idee, sich nur noch hinten reinzustellen. Das 3:1 von Alexander Meier (83.) war der verdiente Lohn dafür. „In dieser Mannschaft und bei dieser Stimmung zu spielen, ist etwas ganz Besonderes“, sagte der für Olivier Occean (Magen-Darm-Probleme) ins Team gerutschte Matmour.

Auf der Bremse stehen die Frankfurter eigentlich nur, wenn es um ihre unverändert zurückhaltenden Saisonziele geht. „Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt. Und es ist erfreulich, dass wir diesem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen sind“, meinte Veh. Vom Europacup sprach abgesehen von den Fans sonst nur sein Kollege Slomka: „Wenn das Stadion hier schon in der Bundesliga so voll ist, Armin, dann musst du ja für den internationalen Fußball anbauen lassen.“

Slomkas Hannoveraner waren eigentlich als leuchtendes Vorbild der Eintracht angereist. Der Sprung in die Europa League, die Konstanz auf hohem Niveau - all das wollen die Frankfurter den 96ern in den nächsten Jahren nachmachen. Doch nun hat Hannover erst einmal zwei Debatten am Hals, die wenig Vorbildliches an sich haben: die Zukunft von Slomka selbst und die Auswärtsschwäche seines Teams.

„Es gibt kein Vertragsangebot von Bayern München an mich“, sagte der Trainer. Dabei waren die Spekulationen über seinen Weggang in der Woche zuvor von Slomka und Clubchef Martin Kind selbst genährt worden. Nahen Beobachtern zufolge war das wohl nur ein Teil des Vertragspokers, in dem sich Trainer und Verein gerade befinden. Und auch den Umstand, nun saisonübergreifend neun der letzten zehn Auswärtsspiele verloren zu haben, nahm Slomka eher gelassen. „Da sollten wir uns langsam etwas einfallen lassen“, sagte er nur.

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