Rosarote Bayern-Welt - Aufgabe personeller Umbruch

München (dpa) - Die Bayern-Welt schimmerte schon wieder dermaßen rosarot, dass sich Karl-Heinz Rummenigge als Mahner auf den Plan gerufen fühlte. „Ich warne davor, unsere ohne Frage gute Situation mit zu viel Euphorie zu begleiten“, sagte der Münchner Vorstandsboss auf der Jahreshauptversammlung.

„Auch vor einem Jahr standen wir sportlich wie jetzt wunderbar da“, rief er den Mitgliedern des Fußball-Rekordmeisters zu - und erinnerte die Anhänger an die so bittere Saison 2011/12, die ohne FCB-Titel geendet hatte.

Rummenigge erhielt zwar etwas Applaus für seine Worte, seiner betonten Reserviertheit allerdings wollte so recht keiner folgen. Selbst sein langjähriges Pendant Uli Hoeneß nicht. „Große Harmonie“ erkannte das Bayern-Idol im Verein ebenso wie „Spaß miteinander“ - aber „gar keine Überheblichkeit“. Natürlich heimste der immer emotionale und gerne auch polarisierende Hoeneß bei seinen Reden den mit Abstand größten Beifall ein. Und ein bisschen schien es gar, als sei der 60-Jährige selbst überrascht von der wohlwollenden Gefolgschaft, die die 2591 anwesenden Mitglieder ihm und seinen Mitchefs am Donnerstagabend gewährten.

Weil sportlich beim unangefochtenen Bundesliga-Tabellenführer alles bestens läuft, muckten auch die Anhänger nicht auf. In seiner derzeitigen Verfassung sei der Verein schlichtweg eine „Oase der Ruhe“, behauptete Hoeneß nach seiner mit 97,1 Prozent der Stimmen gemeisterten Wiederwahl kühn. Ein Wortspiel, das er nicht zum ersten Mal gebraucht: Pikanterweise hatte Hoeneß vor fast vier Jahren den damaligen Zustand seines Clubs genauso umschrieben - ein Vierteljahr vor dem Rausschmiss des damaligen Trainers Jürgen Klinsmann.

Der inzwischen geschmähte Klinsmann ist seit längerem Geschichte an der Säbener Straße in München, und seit Donnerstag können einige weitere langjährige Funktionäre dasselbe von sich behaupten: Nach jahrzehntelanger Arbeit in den wichtigsten Gremien des Stammvereins stellten sich die Vizepräsidenten Fritz Scherer (72) und Bernd Rauch (69) nicht mehr zur Wahl und verlassen die FCB-Familie zumindest an vorderster Front. Auch der solide wirtschaftende AG-Finanzvorstand Karl Hopfner wird seinen Posten voraussichtlich zum Jahresende räumen und „nur noch“ im Präsidium des eingetragenen Vereins weitermachen.

„Der FC Bayern ist im personellen Umbruch“, verdeutlichte Hoeneß den Mitgliedern im Münchner Audi Dome. Die Männer, die den FCB in den achtziger und neunziger Jahren zum Bundesliga-Wirtschaftsprimus gemacht haben, kommen langsam ins Rentenalter oder sind schon darüber hinaus. Sie wollen und müssen den Weg für Jüngere frei machen - so, wie es Hoeneß schon vor drei Jahren selbst mit seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der ausgegliederten AG vorgemacht hatte.

„In vielen Unternehmen gibt es ein Problem der Nachfolge. Die schwierigste Aufgabe für den Verein ist es, das richtige Personal zu finden, um ihn in die Zukunft zu führen“, erkannte Hoeneß. Der inzwischen 60-jährige Kalkulationsexperte Hopfner bleibt dem FCB zumindest teils erhalten - die wichtigen Finanzgeschäfte der AG soll vom neuen Jahr an aber der 15 Jahre jüngere Jan-Christian Dreesen übernehmen, der von der BayernLB ins Fußballgeschäft wechselt.

Man habe lange über den Quereinsteiger diskutiert, sagte Hoeneß - und habe sich schließlich für ihn entschieden. Dreesen wird sich an den Erfolgen Hopfners zu orientieren haben, der am Donnerstag nochmals einen neuen Rekordumsatz von 332,2 Millionen Euro und einen Gewinn von 11,1 Millionen Euro verkünden konnte. „Das macht einen unwahrscheinlich stolz“, schwelgte Hopfner. Und Hoeneß erkannte richtigerweise: „Wenn uns der personelle Umbau auf höchstem Niveau gelingt, dann haben wir gute Arbeit geleistet.“

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