DFB-Pokal Schalke 04 nach dem Pokal-Aus: Schluss mit lustig

Bei der Niederlage gegen Gladbach manifestiert sich die Abschlussschwäche. Die Euphorie weicht dem Alltag.

 Schalkes Klaas-Jan Huntelaar - hier gegen Mönchengladbach am Mittwoch - ist derzeit nicht sehr torgefährlich.

Schalkes Klaas-Jan Huntelaar - hier gegen Mönchengladbach am Mittwoch - ist derzeit nicht sehr torgefährlich.

Foto: Guido Kirchner

Gelsenkirchen. Eine Viertelstunde vor Schluss hatten sich die Ränge in der Gelsenkirchener Arena schon deutlich geleert. Viele Anhänger hatten den Glauben daran verloren, dass die Mannschaft des FC Schalke 04 das 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach in der 2. DFB-Pokalrunde noch drehen kann. Die Mannschaft von André Breitenreiter fügte sich mutlos in ihr Schicksal, am Ende gab es nichts mehr zu gewinnen.

Wer allerdings nur die erste Hälfte dieses Spiels gesehen hatte, der dürfte sich ob des Endresultates verwundert die Augen gerieben haben. Die Schalker hatten 41 Minuten lang das Spiel diktiert, sie hatten die Gladbacher fest im Griff, sie waren aggressiv und stürmisch. Breitenreiter sprach von „der besten Halbzeit in dieser Saison“. Allerdings war diese Ansicht dann doch euphorischer, als es den Tatsachen entsprach.

Die Gastgeber hatten zwar eine gute Vorstellung gezeigt, scheiterten aber an sich selbst. Sie erspielten sich fünf sehr gute Einschussmöglichkeiten, von denen sie keine nutzten, meist scheiterten sie an Gladbachs Schlussmann Yann Sommer — und verfehlten damit das essentielle Ziel des Spiels. Dieser Mangel ist nicht untypisch für Breitenreiters Akteure und wird zum entscheidenden Problem des Teams. In zehn Bundesliga-Spielen erzielten die Schalker gerade 13 Treffer. Vor allem die Angreifer Klaas-Jan Huntelaar (2 Tore) und Franco Di Santo (0 Tore) haben ihre Torgefährlichkeit kaum unter Beweis stellen können.

Borussia-Trainer André Schubert konnte dann auch mit dem Gefühl des Siegers im Rücken mühelos eingestehen, dass „die erste Hälfte sehr glücklich für uns gelaufen ist“. Der Führung Lars Stindl ging ein Ausrutscher mit Ballverlust von Joel Matip voraus. Ohnehin hatten so gut wie alle Schalker große Probleme mit der Standfestigkeit. „Tendenziell hatte ich das Gefühl, dass mehr Schalker als Gladbacher ausgerutscht sind. Da hatten wir auf jeden Fall ein Übergewicht“, sagte Manager Heldt mit beißender Ironie. „Heutzutage sind die Farben bunt an den Füßen. Da wird bei den Schuhen mehr auf Farbe als auf Qualität geachtet“.

Eine eigentlich durch einen kollektiven Schuhwechsel leicht zu lösendes Detail, das das Spiel stark beeinflusste. Spätestens als Thorgan Hazard per Elfmeter das 2:0 erzielte, war der Wille der Schalker gebrochen, obwohl noch 37 Minuten zu spielen waren. Von einem Pokalkampf konnte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr die Rede sein.

„Bei uns wurden die Beine schwer, sodass wir keine zweite Welle mehr starten konnten“, sagte Breitenreiter und wollte damit die überaus biedere Leistung seines Teams in der zweiten Hälfte vom Tisch wischen. Dabei zeigte sich erneut, dass seine Mannschaft nicht in der Lage ist, über 90 Minuten eine Leistung auf hohem Niveau zu zeigen. Bis vor kurzem hat Breitenreiter den Schalkern mit viel Effizienz und noch mehr Fortune viele Erfolgserlebnisse beschert.

Doch sein Glück scheint sich aufzubrauchen, die Heimpleite gegen Köln, zwei Niederlagen gegen Gladbach und ein Remis gegen Sparta Prag in der Europa League haben die Euphorie um den Coach abebben lassen, der Alltag hat Einzug gehalten, die Enttäuschungen mehren sich. Noch geht das Publikum stumm nach Hause.

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