Schalke dank „Hunter“ selbstbewusst zum FC Bayern

Gelsenkirchen (dpa) - Ärgerliche Zusatzschicht für die „Knappen“: Ob der in 120 Minuten schwer erkämpfte Einzug in das europäische Achtelfinale vor dem Bundesliga-Spitzenduell in München seine Spieler beflügelt oder beeinträchtigt, vermochte Huub Stevens nicht genau zu vorauszusagen.

„Der Sieg bedeutet für das Bayern-Spiel gar nichts. Nur, dass wir eine halbe Stunde Extra-Arbeit geleistet haben“, grummelte der Trainer des FC Schalke 04 nach dem 3:1 (1:0) gegen Viktoria Pilsen zu mitternächtlichen Stunde.

Stevens war begrenzt begeistert, dass seine Elf trotz Dominanz, trotz früher Führung durch Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (8. Minute) und trotz Überzahl nach einer Stunde (Platzverweis für Bakos) in die kräftezehrende Verlängerung musste. Der Ausgleich in der 88. Minute durch Frantisek Rajtoral war unnötig, sachlich betrachtet aber auch Folge einer überheblichen Spielweise. „Ich habe mich einfach geärgert. Wir haben zu sehr versucht, das Ergebnis zu verwalten und das 1:0 über die Bühne zu bringen“, kritisierte Manager Horst Heldt.

„Einige waren am Ende ihrer Kräfte. Wir müssen nun sehen, dass wir bis Sonntag wieder alle fit bekommen“, sagte Stevens, der mit Rücksicht auf die notwendige Regenerationszeit der Profis das zunächst für 10.00 Uhr angesetzte Freitag-Training auf 12.00 Uhr verschob. Schließlich hatten die Spieler die Arena erst weit nach Mitternacht verlassen.

Als einer der letzten im Bett war Huntelaar. Der niederländische Torjäger erzwang mit seinem späten Doppelpack (106./120.) die Entscheidung und sicherte so die Achtelfinalspiele gegen seine Landsleute vom FC Twente Enschede (8./15. März). Logischerweise war der „Hunter“ wieder der gefragteste Interviewpartner. Huntelaar teilt die Sorge des Trainers nicht. „Wir sind fit und haben zwei Tage Zeit, um ruhig zu machen und uns zu erholen“, meinte der Stürmer mit Blick auf das Spiel beim Rekordmeister.

Die Schalker Abwehrspieler Kyriakos Papadopoulos und Christian Fuchs sowie Angreifer Chinedu Obasi sind angeschlagen. Beim Griechen Papadopoulos besteht der Verdacht auf einen Nasenbeinbruch, der Österreicher Fuchs klagte über Leistenprobleme. Und der Nigerianer Obasi ist im Spiel umgeknickt und erlitt eine Sprunggelenksblessur. Ob das Trio bis Sonntag fit wird, war nach Aussage von Schalke-Coach Huub Stevens nach dem Auslaufen am Freitag noch nicht sicher.

Dass die 84. Bundesligapartie zwischen den Rivalen eine besondere wird, steht nicht nur wegen des Torjägerduells von Huntelaar und Mario Gomez, sondern auch wegen der brisanten Ausgangslage fest: Der Revierclub liegt nur einen Punkt hinter dem Tabellendritten aus München, und von dessen „Mia-san-mia“-Hochgefühl der Hinrunde ist spätestens nach dem 0:1 in Basel nicht viel geblieben.

„Die Bayern müssen jetzt gewinnen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen“, hob Schalkes neue Nummer 1, Timo Hildebrand, den eigenen psychologischen Vorteil hervor. Ob die Bayern-Pleite im Achtelfinal-Hinspiel der „Königsklasse“ gut oder schlecht für Schalke ist, vermochte Christoph Metzelder nicht zu beurteilen: „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder sind sie verunsichert, oder sie versuchen mit aller Macht, die Wende herbeizuführen.“ Letztlich kam er aufgrund des eigenen Erfolgserlebnisses aber zu dem Schluss: „Psychologisch sind wir sicher nicht im Nachteil.“

Kapitän Benedikt Höwedes sieht es ebenso: „Mental ist es immer gut, wenn man so ein Spiel noch zu seinen Gunsten entscheidet.“ Einen psychologischen Vorteil beim Treffen der beiden besten Offensivreihen der Liga - Schalke erzielte 50, der FC Bayern 49 Tore - hat sicher Huntelaar. Der Goalgetter ist in der Form seines Lebens, hat in 33 Pflichtspielen 33 Tore erzielt und geht angriffslustig in das Duell mit Gomez, der wie er in der Bundesliga 18 Mal traf. „Ich will Gomez überholen“, tönte der Niederländer schon in dieser Woche - und die drei Tore gegen Pilsen schmälern sein Selbstbewusstsein nicht.

Stevens reagierte erwartet grimmig auf alle Fragen nach Huntelaar. Als ein Journalist wissen wollte, ob der „Hunter“ angesichts seiner Trefferquote derzeit der beste Stürmer Europas sei, handelte er sich mit der Frage eine mittelschwere Abfuhr ein. „Ach, es gibt so viele gute Stürmer“, urteilte Stevens genervt. „Sicher sind wir froh, dass Klaas-Jan bei uns ist. Er hat viele Qualitäten im Strafraum. Aber er hätte schon früher das 2:0 machen können.“

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