Schalke: Kellers zweiter Versuch

Beim VfB Stuttgart war er nur zwei Monate Chef, die Aufgabe beim FC Schalke 04 ist ungleich schwerer.

Gelsenkirchen. Als Jens Keller seine ehemaligen Spieler sah, musste er seine Trainingseinheit erst einmal unterbrechen.

Er stapfte ein paar Meter hinüber zum angrenzenden Trainingsplatz und klatschte jeden einzelnen der Schalker U17-Mannschaft ab, die er tags zuvor noch betreut hatte. In 14 Spielen feierte er mit seiner Mannschaft in der B-Jugend-Bundesliga ausschließlich Siege (73:10 Tore). So etwas verbindet. Erst dann setzte der 42-Jährige seine Arbeit mit den Profis fort.

An den neuen Arbeitsplatz muss sich Keller erst gewöhnen. Er ist über Nacht von Manager Horst Heldt zum Cheftrainer für den beurlaubten Huub Stevens befördert worden und konnte sich noch nicht verabschieden von seiner Jugend-Mannschaft. Zumindest dies war damit nachgeholt.

Zukünftig dürfte es allerdings weit weniger freundschaftlich zugehen. Keller soll die Schalker wieder erfolgreich spielen lassen. Eine Aufgabe, an der in den letzten Jahren, langfristig betrachtet, so ziemlich alle Fußballlehrer verzweifelt sind.

Im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Mainz 05 (Dienstag, 19 Uhr) wird nach den Misserfolgen der Vorwochen eine Trendwende erwartet. „Zuletzt hat der Mannschaft ein bisschen der Mut gefehlt“, sagte Keller nach persönlichen Eindrücken und einem intensiven Videostudium der Mannschaft. „Bei den ersten Fehlern ist gleich die Stimmung im Team gekippt, vor allem in Heimspielen. Das müssen wir ändern.“

Keller wirkt entschlossen, will mit persönlichen Gesprächen Abhilfe schaffen. Dennoch gibt es viele Zweifler, die dem ehemaligen Stuttgarter diese Aufgabe nicht zutrauen. Horst Heldt gehört natürlich nicht dazu, versucht jeden Ansatz von Skepsis im Keim zu ersticken. „Weil ich ihn kenne.“

In seiner zwei Monate andauernden Amtszeit beim VfB als Interimstrainer hatte das Experiment Jens Keller nicht sonderlich gut funktioniert. Vielmehr war er weniger durch sportlichen Erfolg aufgefallen, sondern damit, sich kritisch über seinen Vorgänger und Ex-Chef Christian Gross nach dessen Beurlaubung zu äußern.

„Er ist ein sehr dominanter Trainer. Ich habe versucht, Dinge, die meiner Meinung nach falsch liefen, anzusprechen. Aber ich fand kein Gehör“, sagte er im Oktober 2010 über seine Rolle als Co-Trainer von Gross.

Die Zweifler könnte er er bereits am Dienstag im Pokalspiel gegen Mainz besänftigen. „Die Spieler werden sich aufreißen“, verhaspelte sich der neue Schalker Cheftrainer. Derweil kündigte Heldt an, dass der Club den beurlaubten Stevens nicht als Mitarbeiter verlieren will. „Wir werden uns im Januar zusammensetzen und schauen, wie wir ihn einbinden können“, so der Manager.

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