Schalke mit Bayern gleichauf - Titel nur „Traum“

Gelsenkirchen (dpa) - Träumen ist erlaubt, der Titel als Thema aber tabu. „Ich weiß, dass wir genauso viele Punkte haben wie der FC Bayern“, knurrte Huub Stevens und verkniff sich ein Lächeln, als er ergänzte: „Träume sind schön.“

Damit gab der Trainer des FC Schalke 04 nach dem souveränen 3:1 (1:0) gegen den VfB Stuttgart zum Bundesliga-Rückrundenstart verbal die Richtung vor. Auch Christoph Metzelder hielt sich an die Sprachregelung: „Es ist legitim, dass die Fans sich freuen, aber die Preise werden erst im März oder April verteilt. Mit den Bayern sollten wir uns nicht messen“, sagte der nach der schweren Gesichtsverletzung von Benedikt Höwedes unverhofft zum Einsatz gekommene Routinier.

Noch wagt sich außer dem diesmal glücklosen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar keiner aus der Deckung. „Natürlich können wir Meister werden“, hatte der niederländische Stürmer (15 Tore) kürzlich erklärt. Im ZDF-Sportstudio am Samstagabend war sogar der Ärger über sein wegen Abseits von Matip nach einem Freistoß von Fuchs nicht anerkanntes Abstaubertor (8.) wieder verraucht. „Das war ein Tor, aber der Schiri hat gepfiffen.“ Seine Aussagen über die eigenen meisterlichen Aussichten relativierte der „Hunter“ etwas: „Wir versuchen, dass es in diesem Jahr klappt. Aber sicher bist du nie. Dortmund und Bayern sind noch ein bisschen stabiler.“

Gleichwohl haben die „Knappen“ allen Grund zum Selbstbewusstsein. Seit dem 0:2 beim Erzrivalen Borussia Dortmund am 26. November haben sie in der Liga viermal hintereinander gewonnen. Selbst das Pokal-Aus in Mönchengladbach vor Weihnachten scheint keinerlei Spuren hinterlassen zu haben. Punktgleich mit Spitzenreiter und Topfavorit Bayern München nach 18 Spieltagen - davon hatten selbst kühnste Optimisten nach dem Wirbel um Felix Magath und dem überraschenden Rückzug von Ralf Rangnick nicht zu träumen gewagt. Insbesondere Sportvorstand Horst Heldt hatte daher die Parole ausgegeben, nicht mehr von der deutschen Meisterschaft zu reden.

An diese Vorgabe hält er sich auch selbst. „Es war wichtig, einen guten Start zu haben und einen Konkurrenten wie Stuttgart auf Abstand zu halten“, sagte Heldt, der im Kampf um die internationalen Fleischtöpfe neben dem Rekordmeister, Bayern-Bezwinger Gladbach, dem BVB auch „Werder, Leverkusen und ein anderes Team“ auf der Rechnung hat. Immerhin wuchs Schalkes Vorsprung auf Platz fünf (Bremen) schon auf sieben Punkte.

Großen Anteil an der Erfolgsserie hat Stevens. Die Bilanz des Schalker „Jahrhunderttrainers“ in seiner zweiten Amtszeit ist beeindruckend. 25 von 33 möglichen Zählern holte er in der Liga, dazu vier Siege und ein Remis in der Europa League. Gleichwohl lässt sich auch der Coach nicht zu unbedachten Kampfansagen hinreißen. Stattdessen bemängelte er das „ärgerliche Gegentor“ durch Shinji Okazaki (87.) und die schlecht abgeschlossenen Konter.

Die gelungene Revanche für das 0:3 in der Hinrunde gegen die am Samstag offensiv harmlosen und defensiv instabilen Schwaben ging vor allem auf das Konto der Youngster Joel Matip (3.), Kyriakos Papadopoulos (57.) und Julian Draxler (80.), der eine Traumkombination eiskalt abschloss. „Wir haben das Spiel bei den Standards verloren, da haben wir geschlafen“, analysierte VfB-Coach Bruno Labbadia enttäuscht.

Ein schwarzer Tag war es für Höwedes. Nach einem Zusammenprall mit Marco Höger, bei dem er einen Jochbeinbruch erlitt, musste er vom Platz (42.) und die Nacht im Krankenhaus bleiben. „Er wird Montag operiert“, sagte Heldt, der wegen des wochenlangen Ausfalls gar an eine Neuverpflichtung denkt. Denn Jones ist bis 1. März gesperrt, Lewis Holtby und Peer Kluge sind auch länger außer Gefecht. „Wir sind hinten sehr dünn besetzt, da darf nicht mehr viel passieren. Aber das Transferfenster ist ja noch bis zum 31. Januar offen“, meinte Heldt.

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