Schwere Zeiten in der Pfalz: FCK-Profis am Pranger

Kaiserslautern (dpa) - Stefan Kuntz stand nach dem schlimmsten Tag seiner Amtszeit mit traurigem Blick in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions und kämpfte mit einem Gefühlschaos aus Wut, Trauer und Entsetzen.

Der leblose Auftritt der Roten Teufel beim 0:2 gegen den 1. FC Nürnberg, der den dritten Bundesliga-Abstieg nach 1996 und 2006 praktisch besiegelte, hatte beim Vorstandschef der Pfälzer tiefe Spuren hinterlassen. „Das ist emotional das Schlimmste, was ich bisher erlebt habe. Ich muss sagen, das Auftreten hat mit dem 1. FC Kaiserslautern nichts zu tun. Es war kein Zerreißen für den FCK sicht- und spürbar“, kritisierte Kuntz und fügte hinzu: „Ehre, Anstand, Professionalität - das sind Tugenden, die man vom 1. FC Kaiserslautern erwarten kann. Das war heute bei drei Spielern erkennbar, und das war's. Das macht mich bekloppter als alles andere.“

Willenlos hatte sich der Tabellenletzte in sein sportliches Schicksal ergeben und damit auch die treuen Fans gegen sich aufgebracht. Die verhöhnten ihre in Ungnade gefallenen Lieblinge schon während des Spiels und verabschiedeten sie mit weißen Taschentüchern und einem gellenden Pfeifkonzert.

„Das erlebt man im Sport nicht oft. Es ist schwer, dafür die richtigen Worte zu finden“, sagte Kapitän Christian Tiffert. Und Mittelfeldspieler Pierre De Wit meinte: „Es gibt wenig Schlimmeres für einen Fußballer. Aber wir haben uns selbst in diese Situation gebracht.“

Das in den vergangenen vier Jahren mühevoll errichtete Fundament, als der FCK die Wende vom Fast-Absteiger in die 3. Liga zum Bundesligisten vollzogen hatte, bröckelt nun bedrohlich. Denn der FCK ist dabei, seine Identität zu verlieren. „Es ist jetzt so weit gekommen, dass einige Spieler gar nicht mehr auflaufen brauchen von der Stimmung her“, stellte Kuntz entsetzt fest. „Das ist ganz bitter. Aber die Kluft ist durch die schlechten Ergebnisse entstanden. Da werden wir nicht anfangen, bei den Fans die Fehler zu suchen“, sagte er.

FCK-Trainer Krassimir Balakow war ebenfalls frustriert. „Es tut mir leid für unsere Fans. Ich erwarte von meinen Spielern etwas mehr Stolz und auch Wut, ein Spiel gewinnen zu wollen. Das sehe ich nicht in den Gesichtern der Spieler“, schimpfte er nach dem Offenbarungseid vor 42 552 Zuschauern.

Statt zum Retter ist der für den geschassten Marco Kurz geholte Bulgare zur traurigen Figur geworden. Fünf Spiele, fünf Niederlagen lautet seine niederschmetternde Bilanz. Dennoch will Kuntz mit Balakow in die 2. Liga gehen. „Es ist schwer für den Trainer und schade, dass er in dieser Situation drinsteckt. Aber er bleibt wie geplant unser Mann für die kommende Saison“, kündigte der FCK-Boss an.

Im Profikader wird es dagegen einen großen personellen Schnitt geben. „Wir müssen hier einen Neuanfang starten, damit wieder ein bisschen Hoffnung und ein bisschen Euphorie aufkeimt. Mir fehlt auch da der letzte Beweis, dass man für den FCK bereit ist, restlos alles zu geben“, sagte Kuntz.

Selbst der Gegner zeigte Mitgefühl für die Pfälzer. „Wenn man die Strukturen hier sieht, das tolle Stadion, die Fans - dann ist der Abstieg schon tragisch“, erklärte Nürnbergs Vorstand Martin Bader. Der „Club“ kann nach dem Sieg durch die Tore von Daniel Didavi (43. Minute) und Tomas Pekhart (73.) mit 38 Zählern dagegen für ein weiteres Jahr im Oberhaus planen. „Jetzt guckt man auf die Tabelle und denkt sich, direkt absteigen können wir nicht mehr. Ich glaube, dass der 1. FC Nürnberg auch im nächsten Jahr in der Bundesliga spielt“, frohlockte Coach Dieter Hecking.

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