Spektakulärer Allofs-Wechsel - Werder „kalt erwischt“

Wolfsburg (dpa) - Nach tagelangen Dementis ist der spektakulärste Manager-Wechsel in der Geschichte der Fußball-Bundesliga perfekt: Klaus Allofs folgt dem Lockruf des großen Geldes zum VfL Wolfsburg.

Der 55-Jährige wechselt nach 13 Jahren in Bremen mit sofortiger Wirkung vom SV Werder zum niedersächsischen Ligakonkurrenten. Werder wurde von Allofs' Wechselwunsch „kalt erwischt“, gab Aufsichtsratschef Willi Lemke zu.

„Der Grund ist nicht Unzufriedenheit, Querelen oder fehlende Perspektive“, sagte Allofs: „Es war einfach die Gelegenheit.“ Es habe schon häufiger in der langen Zeit bei Werder Anfragen anderer Clubs gegeben, aber „dieses Mal war ich bereit. Das ist auch eine Sache des Gefühls. Die Zeichen stehen auf Veränderung“. In Wolfsburg soll Allofs einen Vertrag bis 2016 erhalten und am Donnerstag vorgestellt werden.

Mit Allofs' Weggang endet in Bremen eine Phase von seltener Kontinuität. Der Manager arbeitete seit Oktober 1999 bei Werder in verantwortlichen Positionen, zunächst als Vorstandsmitglied, zuletzt als Vorsitzender der Geschäftsführung.

Lemke war von Allofs vor einer Woche über eine „Voranfrage“ aus Wolfsburg informiert worden. Nach langem Wirrwarr mit widersprüchlichen Aussagen ging es zuletzt ganz schnell. Am Dienstagmittag wurde der Chef des Werder-Aufsichtsrates über das nun offizielle Angebot „von Klaus in Kenntnis gesetzt“, berichtete Lemke: „In der Nacht wurde der Wechsel perfekt gemacht.“

Allofs selber hatte in der vergangenen Woche nicht immer ein gutes Bild abgegeben und mehrfach ein Angebot des VfL und Gespräche mit den Wolfsburgern dementiert. „Es gab noch kein offizielles Interesse“, erklärte Allofs nun zu seiner Rechtfertigung.

Jetzt wird Allofs beim VfL Wolfsburg Nachfolger des am 25. Oktober entlassenden Felix Magath als Geschäftsführer Sport. Der 55-Jährige soll unbestätigten Berichten zufolge sein Gehalt auf rund drei Millionen Euro pro Jahr verdoppelt haben und hat zudem bei Transfers mehr Geld als in Bremen zur Verfügung.

Dass Werder-Trainer Thomas Schaaf seinem langjährigen Kollegen zum VfL folgt, gilt als unwahrscheinlich. „Wir haben dort einen Trainer, der sehr gut ist“, sagte Allofs mit Verweis auf den Interimscoach Lorenz-Günther Köstner. Er schränkte jedoch ein: „Ich sage nicht leichtfertig, dass das für alle Zeiten ausgeschlossen ist, auch wenn das jetzt überhaupt nicht auf dem Programm steht.“

Werder benötigt nun einen neuen Sportchef und einen neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung; Allofs hatte die Jobs zuletzt in Personalunion ausgeübt. „Wir arbeiten ab sofort mit Hochdruck daran“, sagte Lemke: „Ich tendiere eher dazu, eine Zweier-Lösung zu machen.“ Schaaf soll in die Nachfolgersuche, die am Mittwoch mit einer Sitzung des Aufsichtsrates begann, „eng eingebunden“ werden. Der Coach wiederum bekommt zunächst Unterstützung durch den langjährigen Profi Frank Baumann, der derzeit für die Scouting-Abteilung arbeitet

Als Topkandidat für den Manager-Posten wird in Bremen neben Baumann auch Dietmar Beiersdorfer gehandelt. Doch der arbeitet derzeit als Sportdirektor beim russischen Fußball-Erstligisten Zenit St. Petersburg. „Dazu möchte ich mich nicht äußern“, antwortete Beiersdorfer am Mittwoch auf die Frage nach seinen Kontakten zu Werder.

Der Wechsel kostet die Wolfsburger mehrere Millionen. „Wir wollten eine viel bessere Lösung, und die haben wir nicht gekriegt“, erklärte Lemke zu den Verhandlungen: „Die Wolfsburger wollten nicht soviel ausgeben und sind auch unglücklich, weil sie mehr ausgeben mussten als sie wollten.“

Die Bremer Profis zeigten sich am Mittwoch wenig überrascht. „Wir konnten uns ja einige Tage darauf vorbereiten“, sagte Stürmer Nils Petersen: „Jetzt müssen wir damit umgehen.“ Mit Blick auf das Nordderby am 24. November sagte Torwart Sebastian Mielitz: „In zwei Wochen sehen wir uns schon wieder.“

Spieler und Offizielle des VfL Wolfsburg freuen sich indes auf den Wechsel. „Ich bin sehr glücklich“, kommentierte der brasilianische Mittelfeldspieler Diego: „Er ist einer der besten Manager Deutschlands.“ Der von Allofs ebenfalls nach Deutschland geholte Verteidiger Naldo sagte: „Es ist gut für uns alle, dass er kommt.“ Der Brasilianer fügte an: „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach für ihn ist, weil er lange in Bremen war.“

Allofs zukünftiger Geschäftsführer-Kollege Thomas Röttgermann meinte: „Wir freuen uns, dass er nach Wolfsburg kommt. Er ist ein profilierter Manager, der uns weit nach vorne bringen wird.“ Neben Röttgermann gehört Wolfgang Hotze zur VfL-Geschäftsführung. Hotze fungiert auch als Sprecher des Gremiums.

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