Spieltagsmomente: Von eigenartigen Komplimenten und gefährlichen Vergleichen

Von eigenartigen Komplimenten und gefährlichen Vergleichen

Spieltagsmomente: Von eigenartigen Komplimenten und gefährlichen Vergleichen
Foto: Judith Michaelis

Zornigers Frusterlebnis

Viel Lob hatte der VfB Stuttgart für seine rasante Spielweise bisher immer bekommen. Punkte aber nie. Nach dem 1:4 gegen Eintracht Frankfurt gab es nun nicht einmal mehr Lob. „Das war eine extreme Scheiße heute“, sagte VfB-Trainer Alexander Zorniger. Null Punkte holte und zehn Gegentore kassierte Zorniger in seinen ersten drei Spielen. So schlecht startete noch kein neuer VfB-Coach. Der 47-jährige Trainer gilt als innovativ. Aber das von ihm angestrebte organisierte Chaos war Chaos pur, ohne erkennbaren Plan. Abweichen will Zorniger im Kern aber nicht von seinem Plan. Schließlich würden Mannschaften wie Dortmund, Mainz und Leverkusen ebenfalls diese Spielweise praktizieren. Und Leverkusen habe damit den Sprung in die Champions League geschafft. Ob diese Rechnung so aufgehen kann?

Roberto Hilbert wird ja gern nachgesagt, in Leverkusen seinen zweiten Frühling zu erleben. Nicht zu Unrecht. Eine Statistik aber spricht gegen diese Lobhudelei. Im Trikot der Leverkusener verursachte er in zwei Jahren sieben Elfmeter — und gleich zwei am Samstag in München, als Douglas Costa ihn vor einer seiner härtesten Prüfungen gestellt hatte.

Noch unter der Woche hatte Hannovers Trainer Michael Frontzeck in einem Interview eine Breitseite auf die Trainergilde abgefeuert. Einige seiner Kollegen würden glauben, über Wasser gehen zu können, sagte Frontzeck. Am Wochenende verlor der einstige Nationalspieler mit Hannover 96 0:3 beim FSV Mainz 0:5. Und mancher 96-Fan wünschte sich angesichts der desolaten Vorstellung seines Teams solch übernatürliche Kräfte bei Frontzeck. Der aberhielt eher Plattitüden bereit: „Kopf hochnehmen, analysieren und arbeiten.“

Das mit dem Lob müssen wir noch üben. Hoffenheims Trainer Markus Gisdol sagte nach dem 0:0 bei Darmstadt 98 folgenden Satz: „Das ist eine ganz eigenartige und ganz abartige Atmosphäre, genau wie die Spielweise.“ Darmstadts Trainer Dirk Schuster zuckte kurz zusammen, dann aber schob Gisdol nach: „Ich sage das mit jeglichem Respekt: Dirk Schuster weiß genau, was seine Mannschaft leisten kann. Und das bringt sie zu hundert Prozent auf den Platz.“ Drei Spiele haben die Hessen in ihrer ersten Bundesligasaison seit 33 Jahren absolviert und dreimal nicht verloren.

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