Stagnation: Wolfsburg hat „zu wenig Punkte“

Wolfsburg (dpa) - Auch Lorenz-Günther Köstner und Klaus Allofs sind keine Wunderheiler. Die sportliche Stabilisierung beim VfL Wolfsburg verläuft nach der scheinbaren Erlösung von Trainer-Manager Felix Magath schleppender als erwartet.

Nach gut einem Monat unter dem anfangs als Heilsbringer gefeierten Interimscoach Köstner stagniert der Meister von 2009 im Tabellenkeller. „Zwei Punkte sind zu wenig aus dieser englischen Woche. Wir sind uns der Situation schon bewusst“, gestand Kapitän Diego Benaglio nach dem dürftigen 1:1 (0:1) im Nord-Duell gegen den Hamburger SV.

Die vergangene Woche mit den Spielen gegen Werder Bremen (1:1), in Gladbach (0:2) und nun gegen den HSV hätten den endgültigen Umschwung nach Köstners vielversprechendem Start bringen sollen. „Wenn man auf die Tabelle schaut, hätte mehr bei rauskommen müssen“, gestand Manager Allofs. Als Köstner den VfL Ende Oktober als Tabellenletzten vom geschassten Magath übernahm, startete Wolfsburg mit drei Siegen aus den ersten vier Bundesligaspielen unter dem 60-Jährigem. Kurz vor dem Ende der Hinserie rangiert Wolfsburg mit 16 Punkten nur vier Zähler über dem Relegationsrang der Fußball-Bundesliga.

Fünf Wochen nach Köstners Übernahme erinnerte die Stimmung in der VW-Arena gegen den HSV streckenweise wieder an die Endphase unter Magath. Lange Zeit wurde jeder Fehler im Aufbauspiel gegen den HSV mit wütenden Pfiffen von den Rängen begleitet. Erst der Ausgleich von Simon Kjaer (68. Minute) nach Maximilian Beisters Führung für die Gäste (26.) beruhigte die Stimmung. „Ich glaube, dass hier zu schnell an andere Ziele gedacht wird. Darüber werden wir uns ernsthaft unterhalten müssen“, schimpfte Köstner nach dem dritten sieglosen Spiel in Serie.

Der Interimscoach, der in jedem Fall bis zur Winterpause weitermachen darf, meinte indes weniger das Umfeld als seine Spieler. Es scheint, als sei auch der von den Fans gefeierte Köstner an einem Punkt angelangt, an dem vor Magath schon andere Trainer nach dem überraschenden Titelgewinn vor dreieinhalb Jahren gescheitert sind: der schnellen Selbstzufriedenheit in Wolfsburg.

„Diese Geilheit auf das erste Tor fehlt uns. Als ich die Mannschaft auf dem letzten Platz übernommen habe, war das anders“, echauffierte sich Köstner. Der beiläufige Hinweis, dass der VfL unter Magath noch ganz woanders stand, darf durchaus als gewollt unterstellt werden. Köstners Sätze klangen bei allem Frust über die Punktausbeute der vergangenen Woche wie Werbung in eigener Sache. „Die Mannschaft glaubt aber an sich“, sagte Köstner unter anderem.

Auch Allofs, der seit seinem spektakulären Wechsel von Werder Bremen zum VfL erst einen Sieg aus vier Spielen sah, beeilte sich, auf die spielerischen Fortschritte unter Köstner zu verweisen. „Klar ist: Wir haben zu wenig Punkte. Das ist aber kein Ergebnis der letzten Spiele“, sagte Allofs, der schnell ins Spannungsfeld zwischen den hohen VW-Ansprüchen und der angestrebten Kontinuität gerät.

Sollte der VfL auch in den bis Weihnachten noch ausstehenden Spielen in Dortmund und gegen Frankfurt sieglos bleiben, kommt Allofs möglicherweise nicht umhin, schon in der Winterpause einen neuen Trainer zu suchen. Eigentlich sollte zunächst die Kaderreduzierung im Vordergrund stehen. „Es gibt keine Ziele, die unrealistisch sind, zu diesem Zeitpunkt“, meinte Allofs. Es klang fast nach einem Wunsch.

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